Jetzt spricht das Grosi, das Betrugs-Teenie überführte

Dank einer cleveren Seniorin wurde die junge Abholerin einer Telefonbetrugsbande überführt. Die Teenagerin habe ihr leidgetan, sagt sie.

Mit den Betrügern noch in der Festnetzleitung, ruft eine Seniorin mit ihrem Handy heimlich die Polizei. Kurz darauf folgt die erfolgreiche Festnahme. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Aargauer Seniorin durchschaut einen Telefonbetrug-Anruf und informiert die Polizei.
  • Diese wartet beim Haus der 75-Jährigen – und kann die Betrüger überführen.
  • Abholerin ist eine 19-jährige Schweizerin. Sie kommt für mehrere Betrügereien vor Gericht.

Eine drogensüchtige Teenagerin aus St. Gallen steht vor Gericht, weil sie für eine Bande Seniorinnen und Senioren abzockte. Erwischt wurde sie dank einer 75-Jährigen. Sie erzählt nun, wie die Teenagerin der Polizei dank ihr in die Falle ging.

An einem heissen Dienstag im Juni 2022 klingelt das Telefon bei Josefine Brun*. Am anderen Ende behaupten zwei Männer, sie seien von der Kantonspolizei Zürich.

«Sie wirkten so verdammt echt», erinnert sich Brun heute gegenüber der «Linth-Zeitung». Doch die Aargauerin wusste, irgendetwas stimmt da nicht.

Betrüger taten fürsorglich

Die vermeintlichen Polizisten fragen Brun, ob ihr zwei verdächtige Personen aufgefallen seien. Und ob sie bereit sei, ihnen zu helfen, diese zu fassen.

Sie stimmt zu und wird in ein verwirrendes Szenario hineingezogen: Frau Brun habe angeblich ihre Bankkarte verloren und sensible Daten könnten in falschen Händen sein.

Die Betrüger gaben sich fürsorglich, erinnert sich die Rentnerin. «Sie gaben mir immer wieder eine Pause. Und rieten mir, wegen der Hitze etwas Wasser zu trinken.»

Seniorin ruft heimlich die echten Polizisten

Doch als es zum Thema Geldübergabe kommt und die «Polizisten» vorschlagen, jemanden für die Geldabgabe vorbeizuschicken, wird Brun misstrauisch.

Das Telefon legt sie wie vereinbart nie auf. Im Garten kontaktiert sie aber heimlich die echte Polizeit mit ihrem Handy. Die Beamten bestätigen ihre Vermutungen: Es handelt sich um einen Telefonbetrug.

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Brun soll den Beamten nun helfen, die Abzocker zu fassen. Kurz darauf kommen drei echte Polizisten zu ihr nach Hause. Weitere sieben echte Beamte parkieren unauffällig in ihrer Nachbarschaft – und warten.

Der Höhepunkt des Dramas kommt, als am späten Nachmittag eine junge Frau an Bruns Tür erscheint. Sie ist beauftragt, über 17'000 Franken abzuholen, und gibt vor, eine Praktikantin der Staatsanwaltschaft zu sein.

Teenagerin muss wohl nicht in Knast

Doch noch bevor die 19-Jährige mit Brun zur Bank fahren kann, greifen die echten Polizisten ein. Neben der Frau werden zwei Mittäter einer internationalen Bande festgenommen.

Die Teenagerin sei bei der Festnahme in Tränen ausgebrochen. Brun zeigt sich versöhnlich: «Mir tat das schöne Kind leid.»

Zuvor wurden bereits drei Seniorinnen um insgesamt 30'000 Franken abgezockt. Die junge Frau steht diese Woche vor dem Kreisgericht See-Gaster SG.

Telefonbetrüger haben es oft auf Seniorinnen und Senioren abgesehen. (Symbolbild) - keystone

Die Staatsanwaltschaft beantragt wegen Betrug, Geldwäscherei und weiterer Vergehen eine bedingte Freiheitsstrafe von 15 Monaten. Während einer zweijährigen Probezeit soll die Angeklagte Bewährungshilfe erhalten, um auf der rechten Spur zu bleiben.

Für Josefine Brun war der Tag eine Lektion fürs Leben: «Ich verstehe alle, die reinfallen.»

* Name geändert.