Eine Schweizer Teenagerin stösst zu einer internationalen Telefonbetrugsbande und zockt 30'000 Franken ab. Jetzt steht sie vor Gericht.
Frau zählt Geldnoten Bankautomat.
Eine junge, drogenabhängige Schweizerin arbeitete als «Abholerin» für eine internationale Telefonbetrugsbande. Nun sitzt sie auf der Anklagebank. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine junge Schweizerin hat St. Galler Seniorinnen um Tausende von Franken abgezockt.
  • Sie rutschte als drogenabhängige Teenagerin in eine Telefonbetrugsbande.
  • Nun sitzt sie vor Gericht: Ihr drohen 15 Monate bedingt bei einer zweijährigen Probezeit.
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Es liest sich wie ein Krimi: Eine junge Frau aus dem St. Galler Linthgebiet wird Teil einer internationalen Betrügerbande und stiehlt älteren Frauen beträchtliche Geldsummen.

Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft gibt einen seltenen Einblick in diese kriminellen Machenschaften und zeigt den konkreten Ablauf solcher Telefonbetrüge. Die junge Frau sitzt diese Woche vor dem Kreisgericht See-Gaster. Über den Fall berichtet die «Linth-Zeitung».

Die kriminelle Laufbahn der jungen Frau beginnt, als sie noch minderjährig, aber bereits drogenabhängig ist. Sie arbeitet in einem lokalen Restaurant, doch ihr Chef zahlt ihren Lohn oft zu spät aus.

Schliesslich bietet ihr ihr Dealer einen Ausweg an: Er vermittelt ihr den Kontakt zu zwei Telefonbetrügern, die perfekt Schweizerdeutsch sprechen und sie in ihre Bande aufnehmen.

Gleiche Vorwahl wie St. Galler Verwaltung

In ihrer Rolle als Telefonbetrügerin gibt sie sich als Andrea Mazenauer aus, eine Praktikantin der Staatsanwaltschaft. Die eigentlichen Betrüger sitzen in der Türkei und rufen ihre Opfer aus sicherer Entfernung an. Die Geldübergabe übernehmen Leute vor Ort – wie eben die Angeklagte.

Wurdest du schon von Telefonbetrügern angerufen?

Ein besonders aufschlussreicher Fall ereignet sich im April 2022 in Jona SG. Eine ältere Dame erhält einen Anruf von einer Nummer mit der Vorwahl 058 – dieselbe Vorwahl wie die der St. Galler Verwaltung.

Der Anrufer gibt sich als Kantonspolizist aus und behauptet, ein Bankangestellter würde ihren Nachnamen für betrügerische Zwecke verwenden.

Die Polizei wolle die Fingerabdrücke des Bankers überprüfen. Dafür benötige sie rund 8000 bis 12'000 Franken in bar, so der Mann am Telefon. Für die Auszahlung werde Frau Mazenauer von der Staatsanwaltschaft vorbeigeschickt.

St. Gallerin ergaunert 30'000 Stutz – und darf nur 3000 behalten

Das Opfer glaubt dem Anrufer und öffnet bereitwillig seine Tür für die vermeintliche Praktikantin. Diese gibt vor, ständig am Telefon zu sein, um kritischen Fragen zu entgehen.

Gemeinsam fahren sie mit einem Taxi zur Bank der Seniorin in Zürich. Die Dame hebt 10'550 Franken ab und übergibt das Geld an die Betrügerin, bevor diese verschwindet.

Insgesamt, so die «Linth-Zeitung», gelingen der Angeklagten drei Betrugsversuche. Dabei wurden den älteren Frauen jeweils zwischen 7000 und knapp 13'000 Franken entwendet.

Die Betrügerin erhielt von diesen insgesamt 30'000 Franken rund 3000 Franken – der ganze Rest floss zur Bande.

Hinzu kommen diverse gescheiterte Betrugsversuche. Neben Betrug und Geldwäscherei wurde die junge Frau auch mit Heroin erwischt. Dazu kommt ein geringfügiger Diebstahl und Schwarzfahren.

In den Knast muss sie aber wohl nicht: Die Staatsanwaltschaft fordert dafür eine bedingte Strafe von 15 Monaten mit einer zweijährigen Bewährungszeit.

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