Kein Weizen nach nassem Frühling: «Früher hätte das Hunger bedeutet»
Für Schweizer Weizen ist es ein historisch schlechtes Jahr. Der Frühlings-Regen förderte Pilz-Befall. Schweizer Bauern erzählen von 50 Prozent Einbussen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die heurige Weizenernte ist in der Schweiz «miserabel», heisst es.
- Grund dafür ist das nasse Wetter im letzten Winter. Und der viele Regen bis Mitte Sommer.
- Gerechnet wird teils mit einem Ausfall von bis zu 50 Prozent.
Um den Schweizer Weizen steht es gar nicht gut. Schuld ist ein sehr nasser Frühling sowie ein noch nasserer Sommerstart.
Wie Christian Blaser, Geschäftsführer der Genossenschaft für die Getreidesammelstelle Thalheim ZH, sagt: «Wir haben dieses Jahr viele Probleme mit Mykotoxinen», also mit Pilzbefall.
Aus diesem Grund muss Blaser jeden Posten einzeln anschauen. «Ich mache das mit einer Sichtkontrolle. Das geht relativ schnell», so der Experte. Auf einen Befall hindeuten würden rote oder verblasste Körner.
Falls Mykotoxine festgestellt werden, gibt es in der Getreidesammelstelle in Thalheim direkt eine Kontrolle. Sieht eine Fuhr gut aus, dürfen die Bauern abladen.
Bauern sind nicht optimistisch
Dennoch sind viele von ihnen nicht optimistisch. Schliesslich ist bei praktisch allen Bauern der Ertrag eingebrochen, wie die Waage zeigt. Zum Beispiel bei Erich Staubli. «Das sind sicher 30 Prozent weniger Erlös», sagt er zu seiner Ernte.
Aber auch in Unterstammheim ZH auf dem Feld von Michael Schum sieht die Lage schlecht aus. «Die Ähren sind sehr unregelmässig ausgebildet. Es hat solche, die haben die Grösse, die man sich wünscht. Und dann hat es solche, die konnten sich nicht korrekt entwickeln.»
Schum rechnet mit einem Ausfall von bis zu 50 Prozent.
Schuld ist unter anderem das nasse Wetter im letzten Winter. Der Weizen konnte erst spät angesät werden.
«Somit hat man schon von Anfang an einen geringeren Ertrag», sagt der Züchter Dario Fossati von Agroscope. Dazu kam, dass es während gewissen Stadien, wo der Weizen besonders sensibel ist, sehr windig war.
Und eben der Regen. Er förderte die Pilz-Krankheit Fusarium. Nun muss der Weizen im schlimmsten Fall vernichtet werden, berichtet SRF weiter.
Konsument merkt von schlechter Ernte nichts
Die Konsequenz: So wenig Weizen wie noch nie.
Laut Rolf Häusler, ehemaliger Geschäftsführer von der Getreidesammelstelle Thalheim, fehlen bei ihm 25 bis 30 Prozent der Menge. «Vor hundert Jahren hätte das Hunger bedeutet», führt er aus.
Heute werde diese Menge einfach importiert. «Der Konsument wird von der schlechten Ernte also nichts merken.»
Der Weizen fehlt dann aber anderswo.