Kernkraftwerk Mühleberg schliesst in einem Monat
In einem Monat wird das Kernkraftwerk Mühleberg in Bern nach 47 Jahren vom Netz genommen. Zwei Angestellte werden dafür um 12.30 Uhr die beiden Knöpfe drücken.
Das Wichtigste in Kürze
- Mühleberg ist das erste Atomkraftwerk in der Schweiz, das seinen Betrieb einstellt.
- Am 20. Dezember um 12:30 Uhr soll das AKW für immer ausgeschaltet werden.
- Ab 2034 soll das Gelände wieder anderweitig genutzt werden können.
Die Behörden und der Energiekonzern BKW leisten damit Pionierarbeit. Die Vorbereitungen seien auf Kurs, hiess es Anfang Woche bei der BKW.
Am Morgen des 20. Dezember wird die Leistung nach und nach reduziert, indem Steuerstäbe zwischen den Brennstoff gefahren werden. Um 12.30 Uhr ist es dann soweit: Im Kommandoraum werden manuell zwei Knöpfe gedrückt, um das Kernkraftwerk Mühleberg für immer abzuschalten.
Rückbau kostet Milliarden
Danach wird der Druck im Reaktor abgebaut. Innerhalb von sieben Stunden fällt die Reaktor-Wassertemperatur von 280 auf unter 100 Grad Celsius. Bis am 22. Dezember soll das Herunterfahren abgeschlossen sein.
Unmittelbar nach den Feiertagen, am 6. Januar 2020, sollen die Rückbauarbeiten beginnen. BKW-Chefin Suzanne Thoma war es ein grosses Anliegen, dass der Rückbau möglichst nahtlos an die Abschaltung anschliesst. Die zeitliche Lücke zwischen Abschaltung und Beginn des Rückbaus habe die Kosten mancherorts im Ausland in die Höhe getrieben habe.
Im Durchschnitt 200 BKW-eigene Leute und je nach Rückbauphase zusätzliche externe Fachkräfte werden bis 2030 mit dem Rückbau beschäftigt sein. Erst 2034 wird das Gelände wieder anderweitig genutzt werden können.
Die Kosten für den Rückbau belaufen sich gemäss aktuellen Zahlen auf 927 Millionen Franken. Dazu kommen Entsorgungskosten von 1,427 Milliarden Franken, vor allem ab 2040.
Mit der Abschaltung vom Kernkraftwerk Mühleberg reduziert sich die Stromproduktion der BKW um einen Viertel. Eine Versorgungslücke entstehe nicht, versichert die BKW. Ab 2020 stammen noch 22 Produzent der BKW-Stromproduktion aus dem Kanton Bern, 28 Prozent aus der restlichen Schweiz. Weitere 50 Prozent werden im europäischen Ausland produziert.
Kernkraftwerk Mühleberg seit 1972 am Netz
Das Kernkraftwerk Mühleberg wurde im Jahr 1967 erbaut, 1972 wurde der kommerzielle Betrieb aufgenommen. Damals galt Atomkraft landläufig als saubere Energie.
Gegen die Nutzung der Atomkraft formierte sich in der Schweiz seit den späten 1950-er Jahren eine pazifistische Antiatombewegung. Mit Demonstrationen, Mahnwachen und dem in den 1970-er und 80-er Jahren bekannten, gelben «Atomkraft? Nein danke»-Button verschaffte sich die Bewegung Gehör.
Es sollten aber noch zwei verheerende Reaktorunfälle in Tschernobyl 1986 und in Fukushima 2011 geschehen. Erst danach kam der Gedanke einer Energiewende politisch durchzusetzen.