Kudelski schreibt wegen Konzernumbau tiefrote Zahlen
Das Technologieunternehmen Kudelski nahm im ersten Halbjahr viel Geld in die Hand, um das Geschäft neu auszurichten. Das führte zu einem hohen Verlust.
Das Wichtigste in Kürze
- Die bereits angekündigten roten Zahlen des Techkonzerns Kudelski sind da: -36,4 Millionen.
- Für das zweite Halbjahr zeigt sich das Westschweizer Unternehmen zuversichtlich.
Unterm Strich des Westschweizer Technologieunternehmen Kudelski nach dem ersten Halbjahr steht ein Reinverlust von 36,4 Millionen Schweizer Franken, nachdem im Vorjahr ein Fehlbetrag von 5,3 Millionen Franken resultiert hatte. Eine Überraschung ist das nicht, nachdem das Unternehmen schon vor rund einem Monat rote Zahlen angekündigt hatte.
Kudelski befindet sich in einer tiefgreifenden Umbauphase. Es will in Zukunft einen Schwerpunkt auf die Bereiche Cybersecurity und «Internet der Dinge» legen, weil das traditionelle Geschäft mit Verschlüsselungslösungen für den Pay-TV-Markt an Gewicht verliert.
Dieser Umbau kostet zunächst viel Geld. Konkret wurde der Reingewinn von Restrukturierungskosten in der Höhe von 28 Millionen Franken belastet, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Beim neuen Geschäft wird erst ab 2020 mit einem Gewinnbeitrag gerechnet.
Beide Sparten weniger Umsatz
Die Verkaufszahlen im ersten Halbjahr zeigen, dass eine neue Ausrichtung notwendig ist. Insgesamt ging der Umsatz nämlich um gut 10 Prozent auf 444,9 Millionen Franken zurück. Dabei nahm insbesondere der Umsatz mit Pay-TV-Verschlüsselungslösungen in den Schwellenländern ab, wie der Konzern mitteilte.
Im Bereich Cybersecurity hingegen sei bei den komplexen Lösungen ein Plus verzeichnet worden, was in diesem Segment zu einer höheren Profitabilität geführt habe. Auch seien hier in signifikantem Ausmass neue Kunden gewonnen worden.
Daneben hat Kudelski mit der Sparte «Public Access» und der Marke «Skidata" (Zutrittssysteme u.a. für Bergbahnen und Parkhäuser) ein weiteres Standbein, welches gut ein Drittel zum Umsatz beisteuert. Auch dieses Segment kam allerdings im ersten Halbjahr trotz über 300 neuer Installationen nicht auf Touren und verzeichnete organisch einen Umsatzrückgang um 3,3 Prozent. Das Management verwies auf eine «höhere Saisonalität» als in früheren Jahren.
Verbesserung im zweiten Semester angepeilt
Das zweite Halbjahr soll bessere Zahlen bringen als das erste. So wird unverändert für das Gesamtjahr ein Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres (auf vergleichbarer Basis) sowie ein EBIT von 30 bis 45 Millionen Franken angepeilt. Letzteres Ziel versteht sich jedoch ohne Restrukturierungskosten. Zum Vergleich: Für das erste Halbjahr wurde die entsprechend bereinigte Zahl mit -2,2 Millionen ausgewiesen.
Konkret sollen die Verkäufe im Digital-TV-Bereich in Asien und Afrika sowie im Cybersecurity-Geschäft zunehmen. Und für «Public Acces» wird mit einer Umsatzbeschleunigung gerechnet, so dass es bei dieser Sparte im Gesamtjahr zu einem «soliden organisches Wachstum» reichen sollte.
Die Profitabilität soll sich laut dem Unternehmen aber nicht nur dank dem Wachstum verbessern. Es sei auch mit ersten Effekten durch die Restrukturierungen zu rechnen. Es sei nach wie vor das Ziel, die Kosten um 50 bis 70 Millionen Franken zu senken, sagte CEO André Kudelski gegenüber AWP. Die weltweite Belegschaft – derzeit rund 3900 Mitarbeiter – werde dafür sukzessive um «einige hundert Stellen» reduziert. In der Schweiz sei die Belegschaft hingegen «relativ stabil», betonte er.
Zweifelhafte Zuversicht fürs zweite Halbjahr
Er schaut zudem relativ zuversichtlich ins zweite Halbjahr, weil im ersten Halbjahr «der grösste Teil» der Restrukturierungskosten zurückgestellt wurde. «Das erste Semester war nicht einfach; aber die gute Nachricht ist, dass die Dynamik für die zweite Hälfte positiver ist», so Firmenchef Kudelski.
An der Börse kam diese Zuversicht nicht an. Am frühen Nachmittag notierten die Kudelski-Papiere gut 4 Prozent im Minus. Damit hat der Titel seit Anfang Jahr mehr als ein Viertel an Wert eingebüsst. Viele Analysten zeigten sich überrascht vom Ausmass des Verlustes im ersten Semester.