Nach Isländer beerdigen bald Schweizer ersten Gletscher

Wegen des Klimawandels wurde ein isländischer Gletscher für tot erklärt. Doch auch ein Schweizer Gletscher soll bald eine Gedenkfeier erhalten.

Der Klimawandel in der Schweiz: Der Pizolgletscher ist mittlerweile stark geschmolzen - Twitter: @matthias_huss

Das Wichtigste in Kürze

  • In Island wurde der Gletscher Okjökull für «tot» erklärt und zeremoniell verabschiedet.
  • Auch in der Schweiz findet demnächst eine Trauerfeier für einen Gletscher statt.
  • Das ewige Eis ist auch in der Schweiz bedroht.

In Island ist ein Gletscher offiziell für «tot» erklärt worden, eine Gedenktafel erinnert an den das ewige Eis. Ursache für den Tod von Gletscher Okjökull ist der Klimawandel.

Mit einer Eisdicke von 15 Metern ist er zu leicht, um sich vorwärtszubewegen. Damit ist er formell kein Gletscher mehr. Doch auch ein Schweizer Gletscher soll beerdigt werden.

Am 22. September 2019 findet für den Pizolgletscher eine Trauerfeier statt. Der Gletscher im Kanton St. Gallen, oberhalb von Sargans, verliert massiv an Eis.

Zur Gedenkfeier aufgerufen haben verschiedene Organisationen wie die Initianten der Gletscherinitiative, Greenpeace oder Fastenopfer.

Anlass schon länger geplant

Doch die Aktion soll nicht von der Trauerfeier mit Island zusammenhängen. Gegenüber «Bluewin» sagt Mischa von Arb: «Wir planen den Anlass seit Mai. Wir wussten nicht, dass in Island etwas ähnliches stattfinden wird.» Von Arb ist Kampagnen-Koordinator von Fastenopfer und Brot für alle.

Im Hintergrund der Pizolgletscher. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2009. - Keystone

Mit der Aktion soll auch auf die Forderungen der im April lancierten Gletscherinitiative hingewiesen werden. Die Initiative fordert, dass die Schweiz ihre Treibhausgas-Emissionen bis 2050 auf null senkt.

Zudem sollen die Ziele des Pariser Klimaabkommens in der Schweizer Verfassung verankert werden. Der Pizolgletscher ist schon länger bedroht. Glaziologe Andreas Bauder sagt gegenüber «Bluewin»: «Für Gletscher auf einer Höhenlage von rund 3’000 Metern ist die Lage dramatisch.»

Sommer als grosse Bedrohung

Bauder forscht an der ETH Zürich und ist Teil von GLAMOS, des Schweizerischen Gletschermessnetzes. Der Schnee im Winter sorge dafür, dass sie wachsen oder zumindest erhalten bleiben. Wenn im Sommer der ganze Schnee schmelze, dann sei das Ergebnis klar.

Links: Luftaufnahme des damals noch existierenden isländischen Okjökull-Gletschers in 1986. Rechts: Vom geschrumpften Gletscher ist im August 2019 nur ein kleiner Fleck aus Eis übrig. - DPA

Gerade der Hitzesommer 2018 setzte laut dem «Tagblatt» dem Pizolgletscher stark zu. Mit einer Höhe von 2630 bis 2780 Metern über dem Meer ist er besonders auf Schneefall angewiesen, um die Sommerhitze zu kompensieren.

Der Gletscherschmelze sei die Folge der «massiven» Klimaerwärmung, warnt von Arb. Würden keine gravierenden Massnahmen gegen den Klimawandel eingeführt, könne davon ausgegangen werden, dass in 80 Jahren 80 Prozent der Schweizer Gletscher weggeschmolzen seien.