Nach Schliessungen: So könnte die Post der Zukunft aussehen

170 Stellen werden in der Schweiz bis 2028 abgebaut. Eine Zukunftsforscherin sagt, in welche Richtung sich die Post entwickeln könnte.

Priorität für Kunden der Post sind Einfachheit, Schnelligkeit und günstige Angebote. Darauf muss laut Experten auch in Zukunft geachtet werden. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizerische Post hat angekündigt, 170 Filialen schliessen zu wollen.
  • Der Abbau sei auf eine Änderung des Kundenverhaltens zurückzuführen.
  • Wie sieht die Post der Zukunft aus?

Poststellen, wie sie die Schweiz kennt, schwinden. Bis 2028 ist ein Abbau von insgesamt 170 Filialen geplant. Das gab die Post am Mittwoch bekannt.

Heisst: Jedes fünfte Amt verschwindet. Die Post nennt als Hauptgrund für die Änderung den Unterschied im heutigen Kundenverhalten.

Gegenüber SRF schätzt nun Innovationsexpertin Senem Wicki ein, wie sich die Post in den nächsten Jahren entwickeln könnte.

Auch die Zukunftsforscherin sieht, wie sich die Post vom klassischen Schaltergeschäft entfernt. Denn die Digitalisierung hat dazu geführt, «dass wir gewisse Dienstleistungen nicht mehr vor Ort erledigen müssen», sagt Wicki. Diese könnten stattdessen von zu Hause aus durchgeführt werden.

Zukunftsvision: Die neue Rolle der Post

Aber was bedeutet das für unsere traditionelle Vorstellung von einer Post?

Wicki glaubt nicht an ein Aussterben des klassischen Modells – sondern an eine Transformation. Welche neue Möglichkeiten mit sich bringt, wie zum Beispiel: Poststellen mit Recycling-Behälter.

Somit könnten Kunden nicht mehr benötigte Verpackungen direkt vor Ort – korrekt – entsorgen. Weiter könnten Umkleidekabinen angeboten werden, zum Anprobieren online bestellter Kleidungsstücke.

Die Post der Zukunft könnte aber auch zu einem beliebten Treffpunkt werden. Samt Kaffee und einem Platz zum Arbeiten. Wie in Helsinki, Finnland, beispielsweise. Dort bieten Filialen diverse Extras an: Schliessfächer, Sofas zum Entspannen und sogar Showflächen zum Fotografieren.

Für Wicki wäre so etwas in der Schweiz gut vorstellbar.

Mit sehr eng definiertem Auftrag

Andere äussern allerdings Bedenken, schreibt «SRF» weiter. So sagt Samuel Rutz von Avenir Suisse: «Die Schweizerische Post ist ein Staatsbetrieb mit einem sehr eng definierten Auftrag. Nicht überall ist man begeistert, wenn sie in Gebiete expandiert, in denen sie bisher nicht tätig war.»

Der Wettbewerbsexperte glaubt nicht an grosse Veränderungen innerhalb des nächsten Jahrzehnts. «Postdienstleistungen sind Teil des Service public. Diesen Service braucht es im Bekleidungsgeschäft nicht, das können private Unternehmen machen», führt er aus.

Doch dies heisse nicht, dass eine Debatte darüber, welche Rolle die Post künftige spielen soll, nicht notwendig sei.

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Laut Rutz kann die Post nicht einfach Filialen schliessen. «Sie hat einen Grundversorgungs­auftrag», sagt er. Werden Poststellen abgebaut, müssen sie durch andere Dienstleistungen ersetzt werden – beispielsweise ein Hausservice.