Post: So reagieren Politiker auf die Schliessung von 170 Filialen
Die Post will weitere 170 Filialen schliessen. Im Parlament gibt es dafür sowohl Kritik wie auch Verständnis.
Das Wichtigste in Kürze
- Kahlschlag bei der Post: Weitere 170 Filialen sollen geschlossen werden.
- SP-Nationalrat Jon Pult bezeichnet dies als «strategischen Fehler».
- Mitte-Nationalrat Martin Candinas will beim Angebot jetzt genau hinschauen.
Einmal mehr baut die Post ihr Stellennetz ab – 170 Filialen sollen schliessen. Einmal mehr, aber der Bündner SP-Nationalrat ist trotzdem überrascht: «Nein, ich habe das nicht kommen sehen.» Schliesslich habe die Postführung stets betont, man wolle bei den circa 800 Poststellen bleiben. Angebot ausbauen, Kooperation suchen: «Das fand ich immer eine sehr sinnvolle Politik», konstatiert Pult.
SP-Pult: «Strategischer Fehler»
Dass Kooperationen gesucht und aber auch 100 Millionen ins Filialnetz investiert werden sollen, sagt die Post auch dieses Mal. «Vielleicht müssen wir halt einmal selber in den Spiegel schauen», rät der andere Bünder Service-public-Experte, Mitte-Nationalrat Martin Candinas. «Wie ist denn unser eigenes Verhalten? Wir gehen immer weniger zur Post, das ist eine Realität und entsprechend nimmt auch die Briefmenge ab.»
Dass die Post neue Angebote schafft, neue Kooperationen eingeht, begrüssen beide Vertretet eines Bergkantons. «Das ist auch eine Erwartung der Politik», sagt Candinas, «zum Beispiel beim digitalen Service public», ergänzt Pult.
Aber: «Jetzt, zu diesem Zeitpunkt, einen Kahlschlag zu beschliessen, halte ich für unverantwortlich», kritisiert Pult. Für viele Leute, gerade auch ältere, sei es immer noch wichtig, viele Poststellen zu haben. Komme dazu, dass es der Post, insbesondere wegen der Postfinance, finanziell ja nicht schlecht gehe. So aber verärgere die Post viele Kunden und darum sei der Entscheid vor allem eins: «ein strategischer Fehler.»
Mitte-Candinas: «Entscheidend ist das Angebot»
Im Gegensatz zu Pult ist Martin Candinas mässig überrascht. Wie sich die Post organisiere, sei nicht das Entscheidendste, sondern dass das Angebot stimme. «Wenn wir ganz ehrlich sind, sind heute schon in unseren Dörfern schon längstens keine Poststellen mehr, sondern Agenturen.» Wichtig sei – «das war nicht immer so» – dass diese zur Zufriedenheit der Bevölkerung funktionieren.
«Wir haben in vielen Dörfern mit dem Hausservice, mit dem Agentur-Modell, gute Erfahrungen gesammelt», lobt Candinas. Hier werde er weiter genau hinschauen, und die Erwartungen der Kunden seien auch gerechtfertigt: «Dass die Leute das gesamte Angebot haben, dass die Post ihre Leute schult, dass die Dienstleistungen stimmen.»
Das Unternehmen müsse qualitativ top unterwegs sein, betont Candinas. Und mahnt: «In der ganzen Schweiz, in allen Regionen, und nicht am Schluss nur in den Städten, wo die meisten Leute wohnen.»