Nachfahre von de Pury schlägt Forschung statt Abriss von Statue vor

In Neuenburg wird der Abriss der Statue von David de Pury gefordert, da er ein Sklavenhändler war. Ein Nachkomme schlägt nun weitere Forschungen vor.

In Neuenburg wurde in einer Petition der Abriss der Statue von David de Pury gefordert. - sda - Keystone/LEANDRE DUGGAN

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Petition fordert in Neuenburg den Abriss der Statue des «Wohltäters» David de Pury.
  • Der Grund dafür: Ein Grossteil seines Reichtums stamme vom Sklavenhandel.
  • Ein Nachkomme schlägt nun weitere historische Forschungen vor.

In Neuenburg wird der Abriss der Statue des «Wohltäters» David de Pury gefordert. Ein Nachkomme der Familie schlägt nun weitere historische Forschungen vor. Der Bankier und Sklavenhändler (1709-1786) hatte der Stadt durch sein Testament ein riesiges Vermögen vermacht.

«Ich bin nicht für eine Entfernung der Statue», sagt Nicolas de Pury in einem Interview der Zeitung Arcinfo vom Dienstag. Er ist ein Vertreter der Grünen im Generalrat der Stadt Neuenburg. «Was würde das wirklich ändern? Viel nützlicher wäre es, noch mehr als bisher historische Forschung zu betreiben, um den Dingen auf den Grund zu gehen.»

Nicht erforschte Quellen zu David de Pury in Lissabon

David de Pury verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Lissabon. Dort gibt es nach Angaben von Nicolas de Pury noch nicht erforschte Quellen in Lissabon. Es handle sich dabei insbesondere um eine Schriftrolle mit Briefwechseln des Bankiers und Händlers.

Das Denkmal von Davide de Pury in Neuenburg. - Nau.ch

Der Tod des Afroamerikaners George Floyd durch weisse Polizisten in den USA löste weltweit Anti-Rassismus-Protesten aus. Im Zuge dessen wurde in Neuenburg eine Petition zur Entfernung der 1855 errichteten Bronzestatue von David de Pury lanciert.

David de Pury schenkte Vermögen seiner Heimatstadt

Nicolas de Pury ist ein Vertreter der 21. Generation des Familiennamens de Pury, ist jedoch kein direkter Nachfahre. Der Händler und Entdecker starb kinderlos. Deshalb schenkte er sein Vermögen seiner Heimatstadt – auf die heutige Zeit umgerechnet rund 600 Millionen Franken.

Sein Reichtum beruhte laut der Gruppierung Collectif pour la mémoire, welche die Petition lancierte, zu grossen Teilen auf Sklavenhandel. Dieser schaffte zehntausende Sklavinnen und Sklaven von Angola und Moçambique nach Amerika. Man dürfe eine Person, die zum Leid von mehr als 55'000 Sklaven beigetragen hat, nicht als Wohltäter ansehen, fordert sie.