Saint-Prex VD: Schweizer Dorf wehrt sich gegen neue Strompreise

Strom wird nächstes Jahr fast überall teurer. Besonders hart trifft es die welschschweizer Gemeinde Saint-Prex VD. Den Anbietern wirft man nun Spekulation vor.

Über 16-mal mehr als bisher soll Saint-Prex nächstes Jahr für Strom hinblättern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gemeinde Saint-Prex VD muss nächstes Jahr 16-mal mehr für Strom zahlen als bis jetzt.
  • Statt 70'000 Franken Stromkosten wird mit bis zu 1,3 Millionen Franken gerechnet.
  • Nun will sich das Dorf gegen die hohen Preise wehren.

Die Strommangel-Lage stellt die Schweiz vor grosse Herausforderungen. In vielen Gemeinden muss nächstes Jahr deutlich mehr für Strom bezahlt werden als bis anhin. Zum Teil kommt es zu massiven Zuschlägen.

Oder sogar zum grossen Strom-Schock! So etwa in der Waadtländer Gemeinde Saint-Prex.

Für den Strom für die Schule, das Schwimmbad und öffentliche Einrichtungen zahlte man bisher 70'000 Franken. Nächstes Jahr dürften es 1,3 Millionen Franken werden. Über 16-mal mehr als bisher!

Strom kostet nächstes Jahr in den allermeisten Gemeinden mehr als bis jetzt. - Arne Immanuel Bänsch/dpa/dpa-tmn

Ein enormer Preisaufschlag, den das Dorf nicht einfach so akzeptieren will. Man wehrt sich. «Wir wollen das nicht an unsere Bürgerinnen und Bürger weitergeben», stellt Gemeinderat Jan von Overbeck gegenüber SRF klar.

Preisüberwacher wurde eingeschaltet

Warum der Strompreis von 5 auf 80 Rappen pro Kilowattstunde gestiegen ist, könne niemand in der Gemeinderegierung schlüssig erklären. Darum müsse laut von Overbeck davon ausgegangen werden, dass die Anbieter spekulieren.

Das Leben in Saint-Prex am Genfersee wird nächstes Jahr viel teurer. - morges-tourisme.ch

Nun hat die Gemeinde auch den Preisüberwacher kontaktiert. Obwohl es relativ viele Stromanbieter gebe, sei die Preisstruktur fast immer gleich: «Man erhält Eindruck, dass es keinen echten Wettbewerb gibt», kritisiert von Overbeck.

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Für Preisüberwacher Stefan Meierhans gibt es aber keine Anzeichen für ein Kartell und auch keinen Missbrauch von Marktmacht. Er könne zwar gut nachvollziehen, dass man in Saint-Prex schockiert ist, doch ein direktes Eingreifen sei nicht möglich.

Der Preisanstieg sei das Ergebnis von freiem Wettbewerb beziehungsweise von einer Mangellage im freien Markt.

Für diesen habe sich die Gemeinde schliesslich freiwillig entschieden, was während vieler Jahre niedrige Preise bedeutete.

Preisüberwacher Stefan Meierhans sieht bei Stromanbietern keine Anzeichen für ein Kartell. - Keystone

Am Strompreis kann der Preisüberwacher also nicht rütteln. Dennoch gibt es für Saint-Prex einen kleinen Schimmer Hoffnung: Laut Meierhans werde die Netznutzung «viel zu teuer bezahlt und entschädigt». Darum hat er eine formelle Empfehlung an den Bundesrat gemacht.