Simonetta Sommaruga informiert zur Winter-Wasserkraftreserve
Die Verordnung zum Aufbau einer Wasserkraftreserve steht. Mit ihr sollen Stromengpässe im späten Winter überbrückt werden – was sehr teuer werden könnte.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat möchte gegen eine Strommangellage eine Wasserkraftreserve aufbauen.
- Das Vorhalten von Wasserenergie soll freiwillig sein und entgolten werden.
- Es soll geschätzt zwischen 650 und 750 Millionen Franken kosten, je nachdem auch mehr.
Der Plan des Bundesrats, um eine Energiemangellage abzuwenden, beruht auf zwei Säulen: Reservekraftwerke im Inland und eine Wasserkraftreserve. Ersteres sind acht Gasturbinen in Birr AG, die zusätzlichen Strom ins System produzieren können. Zweiteres stellte Bundesrätin Simonetta Sommaruga heute vor.
Die Wasserkraftreserve soll die Stromversorgung gegen Ende Winter sicherstellen. Eine kritische Phase, wie der Bund verlauten lässt. Denn der Verbrauch ist hoch, deswegen muss viel Strom ins Netz eingespeist werden. Also soll die Wasserkraft Engpässe überbrücken, falls es dazu kommen sollte.
Kosten wegen Volatilität schwierig einzuschätzen
Die Betreiber von Speicherkraftwerken sollen sich gemäss Verordnung zum freiwilligen Vorhalten von Energie verpflichten. Dafür würden sie entschädigt werden. Ihre Energie müssten die Betreiber nur bis zu einem vereinbarten Zeitpunkt zurückhalten: Die Elektrizitätskommission Elcom gibt als kritischen Zeitrahmen die Monate zwischen Dezember und Mitte Mai 2023 an.
Der Preis für die zurückbehaltene Energie könne dann durch Swissgrid ausgeschrieben werden. Ab Oktober sollen die Betreiber der Speicherkraftwerke ihre Angebote einreichen, so der Bundesrat. Überwacht werde das ganze Vorhaben von der Elcom.
Für die Reserve bezahlen würden die Endverbraucherinnen und -verbraucher, heisst es weiter. «Aufgrund der momentan teils massiven Preisschwankungen» könne es teuer werden, gab Simonetta Sommaruga zu. Schätzungen zufolge koste eine Reserve von 500 Gigawattstunden zwischen 650 und 750 Millionen Franken. Aber auch dieser Betrag könne höher ausfallen, «Sicherheit ist nie gratis», so die SP-Bundesrätin.
Pro Kilowattstunde müsse aber jede Verbraucherin und jeder Verbraucher mit einer Kostenerhöhung von 1,2 Rappen rechnen. Falls der Strom so teuer werden würde, dass es kaum Angebote gebe, könne der Bund aber eingreifen. Das Departement von Simonetta Sommaruga könne die Betreiber verpflichten, ihre Reserve zurückzuhalten.
Punkto Preis sagte Sommaruga, man werde schauen müssen, weshalb es an unterschiedlichen Orten unterschiedlich hohe Strompreise gebe. «Dahinter stehen Geschäftsmodelle», fügte sie hinzu. Eine Art Stromfinanzausgleich sei nicht geplant. Das Wirtschaftsdepartement werde allfällige Härtefälle mit einer Arbeitsgruppe analysieren.
Zusätzlich wolle das UVEK den Wasserkraftwerken erlauben, kurzfristig mehr Wasser für die Stromproduktion verwenden zu dürfen. Dabei dürften die Mindestrestwasserwerte nicht unterschritten werden. «Damit können die Kraftwerke in wenigen Monaten rund 150 Gigawattstunden zusätzlich produzieren», erklärte Sommaruga. Diesen Vorschlag müsse Sommaruga jedoch zuerst in den Bundesrat einbringen.