SBB will trotz «grober Übergriffe» keine Bodycams für Zug-Personal

Die Deutsche Bahn will zum Schutz vor Übergriffen bei Angestellten Bodycams einsetzen. Diese sind bei der SBB trotz «einzelnen groben Vorfällen» kein Thema.

Während die Deutsche Bahn vermehrt beim Personal Bodycams einsetzen will, ist dies bei der SBB kein Thema. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Deutsche Bahn verzeichnete 2022 rund 21 Prozent mehr Übergriffe auf ihre Angestellten.
  • Die SBB gibt die Zahl der Tätlichkeiten gegenüber Zugbegleitern nicht bekannt.
  • Einzelne Vorfälle seien zwar grober geworden, aber Bodycams seien aktuell kein Thema.

In Deutschland haben Übergriffe auf Mitarbeitende der Deutschen Bahn (DB) zugenommen. 2022 waren es rund 21 Prozent mehr Vorfälle als im Jahr davor. Damit nimmt die Gewalt gegen Bahnangestellte seit 2015 – mit Ausnahme des Jahres 2019 – kontinuierlich zu.

Die DB will deshalb Kundenbetreuerinnen und Kundenbetreuer in Zügen mit Bodycams ausstatten. Ein Testeinsatz mit den Kameras läuft seit Februar in einer Regionalbahn. Dieser soll nun ausgeweitet werden.

Und wie sieht es in der Schweiz aus? Die SBB will die Zahl der Tätlichkeiten gegenüber Zugbegleiterinnen und Zugbegleitern nicht bekannt geben. Das erklärt Mediensprecher Daniele Pallecchi auf Anfrage von Nau.ch.

SBB: «Einzelne Vorfälle sind grober geworden»

Die Übergriffe würden statistischen Schwankungen unterliegen. Aber: «Die SBB beobachtet, dass einzelne Vorfälle grober geworden sind.»

Eine Tätlichkeit gegenüber dem Bahnpersonal sei ein Offizialdelikt, das von Gesetzes wegen verfolgt werde. «Aufzeichnungen von Videokameras in Zügen und Bahnhöfen sind dafür beweiskräftige Mittel.»

Das Unternehmen schule das Personal «seit jeher» in deeskalierendem Verhalten. Zudem werde bei einem allfälligen Vorfall enge Unterstützung geboten. Obwohl einzelne Vorfälle grober geworden sind, hält Pallecchi fest: «Bodycams für Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter sind aktuell kein Thema.»

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Erst vor Kurzem erzählte eine Zugbegleiterin der SBB gegenüber Nau.ch, dass Pendler immer aggressiver würden. «Wir werden geschubst, sogar Sicherheitspersonal wird gröber verletzt, sodass sie nicht mehr arbeitsfähig sind», sagte die Frau. «Fünf bis zehn Prozent» der täglichen Fahrgäste seien aggressiv.