SBB: Zugbegleiterin packt aus – «Wir werden geschubst»
Eine SBB-Zugbegleiterin packt aus: Pendler würden immer aggressiver, sie habe Angst, aufs Gleis geschubst zu werden. Die SBB erstattet bei Übergriffen Anzeige.
Das Wichtigste in Kürze
- Zugbegleiterin Petra* spricht bei Nau.ch über die Schattenseiten ihres Berufes.
- Fünf bis zehn Prozent der Fahrgäste seien aggressiv – auch tagsüber.
- Die SBB erstattet Anzeige, wenn Personal angegriffen wird.
«Wir werden geschubst, sogar Sicherheitspersonal wird gröber verletzt. Sodass sie nicht mehr arbeitsfähig sind.» Zugbegleiterin Petra* spricht bei Nau.ch das an, was viele seit Jahren durchmachen.
Und es wird für sie immer schlimmer. Die Aggressivität der Pendler gegenüber dem SBB-Personal habe zugenommen, sagt die Zürcherin. «Fünf bis zehn Prozent» der täglichen Fahrgäste seien aggressiv.
Petra weiter: «Situationen können komplett eskalieren, es kann die Hölle losbrechen.»
Mitarbeiterin der SBB hat Angst, aufs Gleis geschubst zu werden
Früher seien nur die Nachtzüge gefährlich gewesen. «Mittlerweile gibt es auch unter der Woche, auch tagsüber Situationen, die man nicht unter Kontrolle hat.»
So habe sie auch ein mulmiges Gefühl, mit Kunden aufs Perron auszusteigen. «Es könnte sein, dass der Kunde ausrastet und einen aufs Gleis schubst», fürchtet sie.
Bei der SBB ist das Problem bekannt. Zwar würden nicht mehr Angriffe auf Personal gemeldet, aber: «Eine sehr kleine Minderheit von Fahrgästen beschäftigt unser Personal indes sehr. Denn für die von Aggressionen betroffenen Mitarbeitenden ist jeder einzelne Fall sehr gravierend. So etwas steckt man nicht einfach weg.»
Das schreibt SBB-Mediensprecher Oli Dischoe auf Anfrage.
Die SBB fackelt auch nicht lange: «Bei Aggression gegenüber unseren Mitarbeitenden handelt es sich um ein Offizialdelikt. Deshalb bringen wir sie zur Anzeige.»
Die Mitarbeitenden werden indes geschult und allenfalls von einem Care-Team unterstützt. Sie können etwa Arbeitskollegen oder auch die Transportpolizei zur Hilfe holen.
Zahlen von 2016 bis 2020 zeigten bereits, dass Übergriffe auf Personal an Bahnhöfen und Haltestellen deutlich zugenommen hatten. «Hotspots sind die Westschweiz und Zürich», sagte Jürg Hurni, Sekretär der Gewerkschaft des Verkehrspersonals vor zwei Jahren.
So käme es in der Westschweiz vor, dass Banden durch die Züge ziehen. Auch in den Zürcher S-Bahnen würden sich nachts manche dem Zugpersonal gegenüber aggressiv verhalten.
*Name der Redaktion bekannt