Schwägalp: Aufräumarbeiten dauern ein Jahr nach Lawine an
Im vergangenen Winter donnerte eine Lawine auf die Schwägalp und zerstörte Teile eines Hotels. Eine zweite Lawine beschädigte einen Masten der Säntisbahn.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor rund einem Jahr wurde die Schwägalp von einer Lawine heimgesucht.
- Noch immer dauern die Aufräumarbeiten an.
Den 10. Januar 2019 wird auf der Schwägalp wohl niemand vergessen: Am späten Nachmittag ging eine Lawine auf das erst vor drei Jahren eröffnete Hotel «Säntis» nieder. Die Schneemassen drangen ins Restaurant ein.
Gäste und Angestellte wurden evakuiert, die Bergrettung suchte nach Verschütteten. Auch der Chauffeur eines Postautos konnte befreit werden, das wie ein Spielzeug gegen die Hauswand gedrückt worden war. Drei Personen wurden leicht verletzt.
Der Schnee zerstörte Fensterfronten, Mobiliar, Decken, Zwischenwände und türmte sich im Innern des Restaurants zwei Meter hoch. Zwei Tage schaufelten Bauarbeiter den Schnee weg. Draussen lagen meterhohe Schneemassen, welche die Autos förmlich verschluckten.
Schwägalp weltweit in den Schlagzeilen
Der unerwartete Lawinenniedergang auf der Schwägalp fand über die Schweizer Grenzen hinaus grosse Beachtung. Das «Wall Street Journal» illustrierte die Schneestürme in Europa mit einem Bild der Aufräumarbeiten im Hotel «Säntis».
Das Bild schoss Keystone-SDA-Fotograf Gian Ehrenzeller. «Ich erfuhr noch am selben Tag vom Unglück und fuhr sofort los. Nach einem Telefonat mit der Polizei kehrte ich wieder um. Das Gebiet blieb bis am nächsten Tag abgesperrt», erinnert sich der Fotograf.
Schliesslich konnten die Medien die Schäden vor Ort besichtigen. Eine zweite Lawine am Wochenende danach beschädigte die Tragwerkkonstruktion der ersten Schwebebahnstütze.
Der Bahnbetrieb musste für fast fünf Monate eingestellt werden. Die Höhe des Schadens ist noch immer nicht genau beziffert worden. Sie beträgt aber sicher über eine Million Franken.
Noch immer dankbar für Hilfe
Der grosse Einsatz der umsichtigen Rettungskräfte und der vielen unermüdlichen Helfer erfüllt die Verantwortlichen noch heute mit tiefer Dankbarkeit. «Sicher ist, dass die Gemeinde 80'000 Franken für die Rettungskräfte aufwenden muss. Die Versicherung bezahlt nicht», sagt Margrit Müller-Schoch, Gemeindepräsidentin von Hundwil, gegenüber Keystone-SDA.
Die Standortgemeinde hat mit den Säntis-Schwebebahnen über das Ereignis von einem Ingenieurbüro eine Dokumentation erstellen lassen. «Die Lawine war ein Ereignis, das nur alle 150 bis 300 Jahre eintrifft», sagt Margrit Müller-Schoch.
Lawinenspezialisten haben vor Ort die Situation analysiert. Das Hotel «Säntis» auf der Schwägalp steht gemäss Geoportal zumindest teilweise auf einem Gebiet mit mittlerer Lawinengefahr (blau). In aussergewöhnlichen Wetterlagen kann es dort zu Lawinenniedergängen kommen.
«Die Gefahrenkarte bleibt unverändert», erklärt die Gemeindepräsidentin. Es bestehe kein unmittelbarer Handlungsbedarf. In Zonen mit hoher Lawinengefahr (rot) ist Bauen an sich verboten. Will man es trotzdem tun, braucht es eine Ausnahmebewilligung des Kantons.
Ein Konzept, in welchem mögliche Massnahmen für eine Gefahrenminderung aufgelistet sind, liege zwar vor. Die Vorschläge müssten aber erst noch geprüft werden, so Müller-Schoch. Die Säntis-Schwebebahnen wollen Anfang Januar 2020 informieren.