Schwulen-Diskriminierung ist an Schweizer Schulen Alltag
Eine neue Studie sorgt für Aufsehen: An vielen Deutschschweizer Schulen sind schwule Jugendliche Beschimpfungen und Gewalt durch ihre Mitschüler ausgesetzt.
Das Wichtigste in Kürze
- An Schweizer Schulen haben homosexuelle Jugendliche einen schweren Stand.
- Viele Schüler verhalten sich gegenüber schwulen Mitschülern negativ, so eine Studie.
- Auch die Alltagssprache der Jugendlichen spiele dabei eine Rolle.
Schwule werden an Schulen in der Deutschschweiz oft diskriminiert. Sowohl verbale als auch physische Gewalt gehören vielerorts dazu. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine Studie von Gender-Forscher Patrick Weber, über die die «SonntagsZeitung» berichtet.
Die breit angelegte Studie hat das Verhalten von Deutschschweizer Jugendlichen gegenüber schwulen Mitschülern erforscht. Über ein Viertel gab beispielsweise an, sich gegenüber mindestens einer Person in den letzten zwölf Monaten negativ verhalten zu haben. Dies, weil diese schwul sei oder für schwul gehalten worden sei.
Oft machten sich Jugendliche gemäss der Untersuchung über Gleichaltrige lustig. Nicht selten eskalierten Sticheleien laut den Befragten zu Rempeleien oder handfester körperlicher Gewalt.
Eine grosse Wirkung auf die Jugendlichen haben, so die Studie, die Eltern. Heissen Vater und/oder Mutter die Diskriminierung von Homosexuellen gut, neigen Kinder ebenfalls eher zu solchem Verhalten.
Umstrittene Begriffe in der Jugendsprache
Neben diesen Ergebnissen macht Weber insbesondere die Wortwahl der Befragten in den Kommentaren auf dem Fragebogen Sorgen. Gemäss der «SonntagsZeitung» schrieb ein Schüler beispielsweise: «Schwule und Lesben gehören in den Dreck, es gehört nicht zur Natur.»
An anderen Orten habe er aber auch mehr Toleranz erlebt, führt Weber aus. Dennoch sieht der 38-Jährige «dringenden Handlungsbedarf».
Weber macht in seiner Arbeit aber auch auf subtilere Formen der Diskriminierung aufmerksam. Er sagt, schon nur die Alltagssprache der Jugendlichen sei voll von problematischen Ausdrücken. So zeigt seine Studie beispielsweise: 68 Prozent haben ihre Freunde in letzter Zeit als «Schwuchtel» oder «schwule Sau» bezeichnet.
Direkte und aggressive Ausgrenzungen und Erniedrigungen könnten für Betroffene einschneidend sein, sagt Weber zur «SonntagsZeitung». Schulverweigerung, Nachlassen der schulischen Leistung und psychosoziale Probleme seien mitunter die Folge.
Der Analyse liegen 200’000 Antworten von über 2000 Jugendlichen zugrunde.