Sophie Taeuber-Arp: Grosse Retrospektive im Kunstmuseum Basel
Sophie Taeuber-Arp war ein Mitglied von wichtigen Künstlergruppen der Abstraktion. Nun wird ihrem Werk eine Sonderausstellung in drei Städten gewidmet.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Kunstmuseum Basel zeigt über 250 Werke der Künstlerin Sophie Taeuber-Arp.
- Die Ausstellung ist dort bis am 20. Juni zu sehen.
- Danach reist sie über London nach New York weiter.
Das Kunstmuseum Basel zeigt eine grosse Retrospektive zum Schaffen der Schweizer Künstlerin Sophie Taeuber-Arp. Dies in Kooperation mit dem Museum of Modern Art New York und der Tate Modern in London. Die Ausstellung ordnet sie als Grande Dame der Abstraktion ein. In der Schweiz ist Sophie Taeuber-Arp (1889-1943) den meisten Menschen vornehmlich über ihr Konterfei auf der alten 50-Franken-Note bekannt.
In der Schweiz ist Sophie Taeuber-Arp (1889-1943) den meisten Menschen vornehmlich über ihr Konterfei auf der alten 50-Franken-Note bekannt. Ihr Werk dürfte, obwohl es in Fachkreisen längst als herausragend taxiert wird, bis heute weniger populär sein.

Die Retrospektive hat nun zum Ziel, die Künstlerin endgültig «in den Himmel der Klassischen Moderne» aufziehen zu lassen. Dies sagte Kunstmuseumsdirektor Josef Helfenstein am Donnerstag an einer Medienkonferenz. Er sprach ganz unbescheiden von einem «historischen Moment», der zum internationalen Durchbruch führen werde.
Dafür spricht die Kooperation der drei Museen. Die Initiative hierfür kam nicht etwa vom Geburtsland der Künstlerin, sondern vom Museum of Modern Art in New York. Dort hätte die Ausstellung 2020 ihre erste Station haben sollen, wegen der Corona-Krise kommt nun das Basler Museum zur Premiere.
Sophie Taeuber-Arp beeinflusste den Konstruktivismus
Die Retrospektive zeigt mit über 250 Werken den gesamten Kunstkosmos Taeuber-Arps. Diese war im appenzellischen Trogen aufgewachsen und verstarb in Zürich an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung wegen eines ungenügend belüfteten Holzofens. An der Seite ihres Ehemanns, dem Bildhauer Hans Arp, war sie ein einflussreiches Mitglied von wichtigen Künstlergruppen der Abstraktion. Oder etwas näher eingeordnet: des Konstruktivismus.
Aber so streng lässt sich die höchst spielerisch arbeitende Künstlerin, der das Dogmatische fern lag, nicht einordnen. Darauf deutet auch der Untertitel der Ausstellung, «Gelebte Abstraktion» hin. Der ehemalige Basler Kunstmuseumsdirektor Georg Schmidt verlieh ihrem Werk die scheinbar gegensätzlichen Attribute «Klarheit, Geordnetheit und Heiterkeit». Er hatte Taeuber-Arp 1937 in einer grosse Konstruktivistenschau in der Kunsthalle Basel gezeigt.
Auch Handwerkarbeiten gehen als Kunst durch
Taeuber-Arp kam vom Kunsthandwerk zur Kunst, wobei hier die Grenzen höchst durchlässig sind. So gehen ihre Perltäschchen, Wanddteppiche, Kissenüberzüge und Marionetten aus der frühen Schaffenszeit selbstverständlich als Kunst durch. Ebenso wie ihre Zeichnungen, Gouachen, Ölbilder und Reliefs. Avantgardistisch war auch, dass sie die Perltäschchen, normalerweise mit Blumenmotiven, mit abstrakten Formen versah.
Dabei ist ihr Werk nie statisch streng. Selbst ihre konstruktivistischen Gemälde mit reduzierten geometrischen Formen wirken beschwingt und lebendig bewegt. In ihrem Spätwerk befreite sie die Formen und Linien von ihrem geometrischen Korsett. Sie führte die Linien und Flächen zu einem wilden Tanz auf der Leinwand oder dem Papier.
Wurde zur Pionierin der Abstraktion
Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut. So lässt sie Taeuber-Arps Werdegang von der Avantgardistin des Kunsthandwerks zur Pionierin der Abstraktion in der bildenden Kunst trefflich nachvollziehen. Und sie zeigt damit, dass sie eben viel mehr war, als eine Handwerkerin, die irgendwie zur Kunst kam. Sondern als herausragende Künstlerin verstanden werden sollte, die sich nicht um hierarchische Gattungsgrenzen scherte.
Die Ausstellung «Sophie Taeuber-Arp» ist bis am 20. Juni im Kunstmuseum Basel zu sehen, bevor sie über London nach New York weiterreisen wird. Gleichzeitig zeigt die Fondation Beyeler in Riehen in der Dialogausstellung «Rodin/Arp» bis am 16. Mai Werke ihres Ehemanns Hans Arp.