Tranquillo – Zürcher Film über Tinnitus und Party
Peter hört ein Pfeifen im Kopf. Der junge umtriebige Zürcher leidet plötzlich an einem Tinnitus. Wegen dem Leiden beginnt sich sein Leben scheinbar zu verselbstständigen. Plötzlich ist alles anders und siehe da, der Tinnitus scheint schwächer zu werden. Der Spielfilm «Tranquillo» zeigt ein Phänomen, an dem mehr Leute leiden, als man glaubt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Film «Tranquillo» zeigt einen jungen Zürcher, der an einem Tinitus leidet.
- Es bleibt nicht bei schlaflosen Nächten, sein Leben gerät aus den Fugen.
- Der Schweizer Spielfilm zeigt ein verbreitetes Problem, das jedoch kaum bekannt ist.
- Der Film läuft ab dem 12. April in ausgewählten Kinos.
Plötzlich ist der junge Mann auf der Flucht vor dem Ton der ihn ständig verfolgt. Er entscheidet sich für das Wegrennen, schmeisst seine Beziehung und seine Freunde hin. Er stürzt sich in andere Partys, sucht sich neue Freunde und wagt sexuelle Abenteuer. Es scheint schon, als ob die Flucht gelingt. Vor lauter neuen Impulsen hört Peter plötzlich keinen ständigen Piepton mehr, er übertönt den Tinnitus.
Film im Zürcher Trendquartier
«Tranquillo» ist ein feinfühliges Alltagsdrama, gezeigt in einer hippen, partywütigen Zürcher Szene. Fast alle Szenen spielen im Zürcher Kreis vier. Von der Partymeile der Langstrasse wo Peter seine Partys veranstaltete, bis zu seiner Wohnung in den auffälligen Zürcher Hardtürmen, der Film spielt dort, wo Zürich lebt. Gezeigt wird ein etwas kahles, herbstliches Zürich. Viele Szenen spielen in der Abenddämmerung passend zur Thematik.
«Du verstehst einfach nicht, dass da in meinem Kopf etwas kaputt ist und zwar für immer», schreit Peter (Tobias Bienz). Seit er an einem Tinnitus leidet, ist seine Beziehung auf dem Prüfstand. Nicht nur mit seiner Freundin, auch von seinen alten Freunden distanziert er sich zunehmend. Immer wenn es ruhig wird, hört Peter ein Pfeifen im Kopf. Der Ton raubt ihm zuerst den Schlaf, dann seine Freunde und die Lebenslust. Peter war ein typischer Zürcher, hat Partys veranstaltet und ein unbeschwertes Leben geführt.
Zuerst versucht Peter sein Leiden mit Medikamenten, halbbatzigen Gesprächen und psychologischer Hilfe zu lösen. Vergebens. Der Ton bleibt. Er vermischt sich mit den quietschenden Zügen, die in den Zürcher HB einfahren und den Bremsgeräuschen vom Strassenlärm der Zürcher Langstrasse.
Peter, gespielt von Tobias Bienz, den man aus der Band «The Nozez» kennt, wirkt in der Hauptrolle authentisch. Man kann mit dem Protagonisten richtig mitfühlen. Man will einfach nur weg von diesem Ton. Auch den anderen Schauspielern nimmt man das Leben welches sie spielen ab, in Zürcher Bars und Clubs scheinen sie sich wohl zu fühlen.
Spielfilmdebut
Dem Regisseur Jonathan Jäggi gelingt mit seinem ersten Spielfilm ein berührendes Werk, welches zum Nachdenken anregt. Jäggi hat Jahrgang 1993 und scheint zu wissen, was seine Generation beschäftigt. «Tranquillo» zeigt eine Generation auf der Suche nach Sinnhaftigkeit, ständig gestresst und mit einer grossen Leere konfrontiert, verkörpert durch den Tinnitus.
Hintergrund der Geschichte ist ein wachsendes gesellschaftliches Problem. Laut den Filmemachern leiden über eine halbe Million Schweizerinnen und Schweizer an einem Tinnitus. Ein Tinnitus kann verschiedene Ursachen haben. Von einer Mittelohrentzündung bis hin zu psychischen Gründen. Die Folgen können Schlafstörungen, Angstzustände, Depressionen und Arbeitsunfähigkeit sein.
Der rund 70-minütige Film wurde ohne öffentliche Filmförderung von einem jungen Team realisiert. An den Solothurner Filmtagen wurde «Tranquillo» für den «PRIX DU PUBLIC» nominiert.
★★★★☆ «Tranquillo» läuft ab dem 12. April in Schweizer Kinos.
Trailer «Tranquillo» - Ab den 12. April in ausgewählten Kinos