Unfreundliche und überforderte Hotline bei Covid-App
Er Anwalt, sie Ärztin, beide positiv auf Coronavirus getestet. Dies in der Covid-App einzutragen, gelingt ihnen erst Tage später – wenn überhaupt.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein positiv getesteter Zürcher Anwalt klagt über die SwissCovid-App.
- Nur mit grösster Mühe erhielt er einen Covid-Code.
- Er und seine ebenfalls positive Partnerin wurden vom BAG zum Kanton und zurück verwiesen.
Der Frust sitzt tief bei T.*, Anwalt aus Zürich, und seiner Freundin M., Ärztin. «Für uns war es eine Selbstverständlichkeit, die Covid-App zu installieren», erzählt er am Telefon.
«Wir sind davon ausgegangen, dass das funktioniert, aber unsere Erfahrung zeigt das Gegenteil. Dann kann man sich schon fragen, ob man sich nicht in falscher Sicherheit wiegt.»
Kein Code, keine Antworten …
Am Sonntag hat sich das Paar auf Coronavirus testen lassen, am Montag kam der Bescheid: beide positiv. Sofort hätten sie versucht, auch einen Covid-Code zu erhalten, doch mit bescheidenem Erfolg. «Ich habe seit Sonntag sicher 25-mal versucht, durchzukommen», berichtet M.
«Gestern hat es endlich geklappt, aber dann wurde mir gesagt, sie seien nicht zuständig, sondern die technische Hilfe im Impressum. Dort verweisen sie auf den Kanton, wo man dann vier Stunden lang versucht, ohne dass jemand abnimmt.» Dienstagabend hat T. schliesslich seinen Code erhalten und eingetragen, seine Partnerin wartet noch immer – auch auf eine Reaktion der App.
… und kein Alarm
Für M. erschliesst sich der Sinn der Übung je länger je weniger. «Das Ziel ist doch, die Kette zu unterbrechen. Aber wenn man dann vier Tage warten muss, bringt das ja auch nichts.»
Kommt dazu, dass sie ja mehr weiss als jedes Contact Tracing. «Ich habe nicht einmal die Benachrichtigung erhalten, dass jemand in meinem nächsten Umfeld angesteckt ist.»
War die App und der Covid-Code nicht genau dazu da? T. steht vor einem Rätsel: «Weil meine Partnerin mit mir zusammenwohnt, hätte sie doch längstens informiert werden sollen?» Die Frage bleibt unbeantwortet, denn weder beim BAG noch beim Kanton habe man eine Ansprechperson.
Von top motiviert zum App-Kritiker in drei Tagen
Die eigene Erfahrung kurz nach der sonntäglichen Massnahmenverschärfung und landesväterlichen Ermahnung hinterlässt Spuren. «Ich fand das auch absurd hinsichtlich der Medienkonferenz des Bundesrats vom Wochenende und dem Aufruf, die App zu installieren.»
Der Bundesrat will mehr App-Nutzer, denn nur gerade einer von 300 Fällen wird dank der SwissCovid-App erkannt. «Das ist ja schön und gut. Aber wenn es dann am Schluss nichts nützt, kann man das ja schon infrage stellen», findet T.
Er ist etwas desillusioniert, wie effektiv die behördlichen Anordnungen sind. «Wie läuft denn das mit den Angaben, die man im Restaurant machen muss? Ist das auch einfach eine Alibi-Übung?»
Ärztin M. hat derweil nur einen einzigen Rat zur Verbesserung der Situation. Dieser hat weder mit Medizin noch App-Programmierung zu tun. «Mehr Leute einsetzen: Es braucht genug Personal, sodass rund um die Uhr jemand abnimmt.»
*Name der Redaktion bekannt.