«Bruderduell»: Was die Nati alles mit dem Kosovo verbindet
Im Letzigrund-Stadion steht die Schweizer Nati erstmals gegen den Kosovo auf dem Spielfeld. Für Nau.ch-Kolumnistin Shqipe Sylejmani ist es ein «Bruderduell».
Das Wichtigste in Kürze
- Im März spielt die Schweiz erstmals im Zürcher Letzigrund-Stadion gegen den Kosovo.
- Nau.ch-Kolumnistin Shqipe Sylejmani erzählt, warum es mehr ist als eine Fussball-Partie.
Es fühlt sich fast ein wenig so an wie damals: Juni 2016 in Lens, Frankreich. Während ich, wie viele damals, hin- und hergerissen zwischen zwei Ländern mitfieberte, heisst es in diesem Jahr nicht mehr: Albanien gegen die Schweiz. Sondern Kosovo inmitten der Schweiz. Eine Ode an das, was diese Länder verbindet.
Die Schweizer Nati ist Gruppensieger! Vor Italien noch ist die Schweiz an der Spitze der Gruppentabelle und kann sich entspannt auf die WM 2022 in Qatar vorbereiten. Dazu sollen auch die Testspiele dienen, die Ende März geplant sind.
Nach dem England-Spiel (am 26. März) findet am 29. März 2022 ein Spektakel statt: Die Schweiz trifft im Letzigrund-Stadion zum ersten Mal auf den Kosovo.
Kosovo ist seit 2014 FIFA-Mitglied und hatte keinen einfachen Start auf der internationalen Fussballbühne: Die Hoffnung, dass Spieler aus anderen Nationalmannschaften doch noch in die Heimat zurückkehren würden, erfüllte sich kaum, die Ressourcen waren knapp, das Budget ebenso. Doch der Kampfgeist der Spieler sorgte immer wieder für Schlagzeilen. Nicht zuletzt aufgrund der fabelhaften Führung durch den Trainer Bernard Challandes, der ein Stück Schweizer Disziplin nach Kosovo brachte.
Das Freundschaftsspiel Kosovo – Schweiz trifft fast schon den Begriff «Bruderduell». Weshalb, und was die beiden (fussballerisch) verbindet, haben wir hier – etwas humorvoll – zusammengestellt:
Ausbildungsstätte Schweiz
Dass die Schweiz phänomenale Fussballer ausbildet, wissen nicht nur Spieleragenten, sondern auch die kosovarische Nationalmannschaft: 8 Spieler aus dem Kader Kosovos sind in der Schweiz geboren/wurden hier ausgebildet und haben in der Schweiz einen Teil ihrer Karriere verbracht: Arijanet Muric, Mirlind Kryeziu, Fidan Aliti, Florent Hadergjonaj, Idriz Voca, Betim Fazliji, Toni Domgjoni und Edon Zhegrova, der bis im Dezember 2021 noch Tore für den FC Basel schoss.
Genau dort, wo auch Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka einst kickten. Auch die frischen Zugänge Andi Zeqiri und Kastriot Imeri haben ihre Wurzeln im Kosovo und wurden in der Schweiz zu den Profis, die sie heute sind.
Zwar trainierte ‹der Mann der vielen Gestiken› «nur» die Schweizer U-21, schaffte es aber 2002 mit dieser National-Elf ins Halbfinale der Europameisterschaft. Ab März 2018 trainierte Challandes mit viel Charme und als riesiger Empathie-Träger die kosovarische Fussballnationalmannschaft. Erst im Oktober 2021 trennte sich der Verband vom «Macher der erfolgreichen Kosovo-Nati».
Das Volk verabschiedete sich dabei vom Trainer, der mit 16 Siegen, 8 Remis und 13 Niederlagen ging, genauso herzlich, wie sie ihn schon im Amt gefeiert hatten: «Vielen Dank, dass Sie uns zum Träumen gebracht haben, dass Sie eine Mannschaft, die auf den Färöern verlieren könnte, in eine Mannschaft verwandelt haben, die gegen England drei Tore erzielt.»
Doppelherzen in der Brust
So wie es wohl die Schweizer Spieler mit kosovarischen Wurzeln an diesem Tag erleben, dürfte es auch auf der Gegenseite aussehen. Aufgewachsen in der Schweiz, hier verwurzelt und als Spieler gereift, kennen die meisten kosovarischen Spieler die Schweiz als ihr Zuhause. Auch für sie werden Wehmut und Heimatgefühle in diesem Duell mitspielen.
Schweizer Nati oder Kosovo? Party für die Sieger!
Wie der Abend im Letzigrund auch spielerisch enden dürfte, eines ist jetzt bereits sicher: die grosse Party nach dem Spiel. Denn, wer auch immer die meisten Tore schiessen wird, als Sieger werden an diesem Abend von Prishtina bis Zürich beide Teams gefeiert, besungen und mit Hupkonzerten bedacht werden. In diesem Sinne: Hopp Schwiiz!