USA-Reisen: Kann und will man sich das derzeit leisten?

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für eine USA-Reise momentan nicht gut. Reiseprofi Robin Engel erklärt, weshalb man trotzdem hinreisen sollte.

Reiseprofi Robin Engel in den USA. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Hotels und Restaurantbesuche kosten in den USA einfach gleich viel wie daheim.
  • Trotzdem sind die USA immer eine Reise wert, die Nachfrage bleibt ungebrochen.
  • In der Reisekolumne liefert Profi Robin Engel vier Geheimtipps.

Eine aufgeheizte politische Stimmung und Preise, die sich gewaschen haben. Man könnte meinen: Es gab schon mal bessere Zeiten, um in die USA zu reisen. Trotzdem ist die Nachfrage bei den Schweizerinnen und Schweizern ungebrochen. Die Gründe verrate ich Ihnen gerne – inklusive einiger Insider-Tipps.

Zunächst zur politischen Lage: Ich würde nicht sagen, dass die USA gefährlicher sind als andere Länder. Natürlich gibt es – wie schon immer und in vielen Weltregionen – Gegenden, in denen man sich v. a. nachts lieber nicht aufhalten sollte. Aber wegen des Wahlkampfes würde ich mir als Touristin oder Tourist keine Sorgen machen.

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Und auch das Argument, aus ethischen Gründen nicht in ein politisch derart gespaltenes Land zu reisen, greift etwas kurz. Da müssten wir sehr viele Länder auf dieser Welt von unserer Reiselandkarte streichen.

Offen sein für Gespräche

Persönlich finde ich es sogar eine spannende Zeit. Sich mit den Menschen vor Ort zu unterhalten und sich ihre Sichtweise einfach einmal anzuhören und zu verfolgen, wie in den USA Wahlkampf gemacht wird – da erfährt man vieles, was wir in Europa sonst überhaupt nicht mitbekommen. Ich finde das bereichernd, auch wenn man natürlich manchmal innerlich mit dem Kopf schüttelt.

Die Sache mit dem Geld

Ganz ehrlich: Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist momentan nicht gut. Man bezahlt zu viel für das, was man bekommt. Teils wurden die Preise einfach um 20 Prozent erhöht, ohne dass das Angebot sich in irgendeiner Weise verbessert hätte.

Aber das ist kein USA-spezifisches Problem. Wir beobachten das in vielen Ländern – der Personalmangel und der damit verbundene Aufwand sind eine Begründung dafür. Unser Vorteil: Für Schweizerinnen und Schweizer sind die Kosten kein so grosses Problem wie für Menschen aus anderen Ländern und Währungszonen.

Vieles – Hotels, Restaurantbesuche, Museen – kostet in den USA einfach gleich viel wie daheim. Zudem schwächt der gute Wechselkurs in letzter Zeit die Preiserhöhungen für uns etwas ab. Ich hoffe trotzdem, dass die Situation nicht so bleibt, wie sie derzeit ist.

Legendär: die Beale Street in Memphis. - zvg

Randbemerkung: Wundern Sie sich bitte nicht, wenn beim Trinkgeld inzwischen bis zu 20 Prozent erwartet werden. Zumindest in den Metropolen ist das die Realität.

Mein Rat: Um Geld zu sparen, sind die USA das falsche Reiseziel. Sparen Sie lieber noch ein bisschen und gönnen Sie sich dann Ihre USA-Traumferien ohne Reue.

Vier Tipps für die etwas andere USA-Reise

Und nun – wie versprochen – noch meine vier Geheimtipps für unbekanntere (und darum teils auch etwas günstigere) Ziele in den USA:

– Südstaaten: Wer sich für Blues- und Jazz-Musik begeistern kann, wird zwischen Louisiana mit New Orleans, Mississippi, Alabama, Georgia, Tennessee, North und South Carolina absolut Fantastisches erleben. Aber auch die amerikanische Geschichte lässt sich hier hautnah erleben – unter anderem dank der sensationell inszenierten Museen.

– Rocky Mountains: North und South Dakota, Montana, Wyoming, Colorado, Idaho – das ist Amerika wie aus dem Bilderbuch bzw. aus dem Western-Film. Vor der Szenerie der Rocky Mountains wimmelt es nur so von Geheimtipps (den Yellowstone-Nationalpark einmal ausgenommen). Den Cowboy mit den Sporen an den Stiefeln trifft man hier ganz real am Abend im Saloon.

Die Rocky Mountains. - zvg

– Pacific Northwest: Die Staaten Oregon und Washington bieten auf kleinem Raum eine grosse Vielfalt: schroffe Pazifikküste, die Cascade Mountain Range, Meer, Regenwald, Sandwüsten und die beiden coolen Städte Seattle und Portland. Einer meiner Lieblings-Geheimtipps: der Smith Rock State Park in Oregon. Wer nur zwei Wochen Ferien zur Verfügung hat, erlebt im «Pacific Northwest» trotzdem sehr viel.

– Great Lakes: Diese Region ist bei Reisenden aus Europa wenig bekannt. Dabei bietet sie phänomenale Natur und ein überraschendes Kulturprogramm. Während man am riesigen Lake Michigan oder dem Lake Superior das Gefühl hat, man sei am Meer, kann man sich in Detroit einen ganzen Tag im Henry Ford Museum aufhalten und sich über die vielschichtige Geschichte der Autoindustrie informieren.

Detroit hat sich übrigens extrem zum Positiven verändert. Aus verlassenen Arbeitersiedlungen sind schöne Wohngegenden mit Skateparks, Velowegen am Fluss und Künstlerquartieren entstanden. Mein Lieblings-Geheimtipp an den Great Lakes: die Sleeping Bear Dunes, riesige Sanddünen, die direkt in den Lake Michigan hineinragen.

Mein Fazit: Egal, was man gerne hat, in den USA findet jeder etwas, das ihn restlos begeistert. Und übrigens: Wer von guten Deals und Frühbucherrabatten profitieren möchte, sollte sich so früh wie möglich darum kümmern – bei den USA idealerweise bereits zehn bis zwölf Monate vor der Reise.

Zum Autor: Robin Engel ist Inhaber und Geschäftsführer des Nordamerika-Spezialisten «go2travel».