Darum könnte die Fusion zwischen Fiat und Renault später klappen
Überraschend ist die Fusion zwischen Fiat-Chrysler und Renault gescheitert. Gut möglich, dass es später einen weiteren Anlauf gibt. Eine Analyse.
Das Wichtigste in Kürze
- Fiat-Chrysler hat die Fusion mit Renault abgeblasen.
- Laut Berichten verlangte der französische Staat mehr Zeit.
- Die Fiat-Modellpalette ist überaltert, der Konzern ist auf externes Know-How angewiesen.
Letzte Woche sah es noch aus als stünde einer Fusion zwischen Fiat-Chrysler und Renault nichts im Weg. Der Konzern wäre auf einen Schlag drittgrösster Autobauer der Welt geworden.
Daraus wird vorerst nichts. In der Nacht zum Donnerstag hat Fiat-Chrysler das Angebot zurückgezogen – mit «sofortiger Wirkung». Offenbar haben Staatsvertreter den Deal gebremst.
Renault gehört zu 15 Prozent dem französischen Staat. Bereits im Vorfeld machte Finanzminister Bruno Le Maire klar, dass er eine Job-Garantie erwartet. Aus Firmenkreisen heisst es, dass der italienisch-amerikanische Konzern zeitlichen Druck auf die Renault-Führung gemacht hat.
Franzosen wollten mehr Zeit
Das hat französischen Regierungsvertretern offenbar nicht gepasst. Sie haben beantragt, die förmlichen Fusionsgespräche um ein paar Tage zu verschieben. Laut Fiat der Grund für den Abbruch. In Paris ist man über den Entschluss aus der Fiat-Zentrale erstaunt.
Gut möglich, dass Renault tatsächlich mehr Zeit benötigt hätte. Der Konzern kämpft weiter mit den Folgen aus der Ära Carlos Ghosn, welcher in die eigenen Taschen gewirtschaftet haben soll. Frankreich will deswegen Anzeige erstatten.
Unklar ist, welche Rolle Nissan am Verhandlungstisch gespielt hat. Der japanische Renault-Partner ist wichtiger Aktionär, auch wenn er keine Mehrheit hat. Firmenchef Hiroto Saikawa äusserte sich am Montag zurückhaltend. Man müsse die Zusammenarbeit bei einer Fusion «grundlegend» überarbeiten.
Fiat-Chrysler dürfte es nicht gepasst haben, dass der französische Staat auch beim fusionierten Konzern hätte mitreden wollen. Le Maire erklärte in einem Interview, dass der neue Autobauer führend bei der Entwicklung von Batterien für E-Autos sein müsse.
Doch vieles sprach und spricht für eine Fusion, denn beide Autobauer würden davon profitieren. Die Konzerne würden jährlich fünf Milliarden Euro einsparen. Und Fiat-Chrysler und Renault ergänzen sich ideal: Die Franzosen sind in Europa gut aufgestellt, die Italo-Amerikaner auf dem US-Markt.
Fiat braucht starken Partner
Der Fiat-Konzern hat eine Fusion mehr nötig. Die Modellpalette ist überaltert, den Trend zur E-Mobilität hat der im Vorjahr verstorbene Chef Sergio Marchionne verschlafen. Um weiter bestehen zu können, muss sich Fiat-Chrysler einen neuen Partner suchen. Weil Renault so gut passt, würde ein weiterer Anlauf zu einem späteren Zeitpunkt nicht überraschen.
Die Märkte zeigten sich vorerst enttäuscht über den No-Deal. Die Papiere von Fiat-Chrysler verloren zum Börsenstart fast vier Prozent, die Renault-Aktie liegt gar sieben Prozent im Minus.