Deutsche Industrie fürchtet bei hartem Brexit Wachstumsabschwächung
In der deutschen Industrie breitet sich Skepsis aus. Experten rechnen mit höchstens 1,5 Prozent Wachstum im Jahr 2019.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Wirtschaftsklima in Europa ist durch den Brexit getrübt – besonders die Industrie.
- Experten in Deutschland rechnen höchstens mit einem Wachstum von 1,5 Prozent.
Die deutsche Industrie blickt vor allem wegen des Risikos eines harten Brexits mit zunehmender Skepsis auf die Konjunktur. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet für 2019 zwar mit einem Wirtschaftswachstum auf Vorjahresniveau von 1,5 Prozent.
«Bei massiven Störungen im Handel zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU bliebe im besten Fall noch die Eins vor dem Komma», warnte jedoch BDI-Präsident Dieter Kempf heute Donnerstag in Berlin. «Ein chaotischer Brexit rückt nun in gefährliche Nähe, Unternehmen schauen in diesen Wochen in den Abgrund.»
Bauchschmerzen mit May und Trump
Der Wirtschaft auf beiden Seiten des Ärmelkanals bleibe nichts anderes übrig, als alle Vorkehrungen für einen ungeregelten EU-Austritt Grossbritanniens zu treffen. Das britische Parlament hat gerade den von Premierministerin Theresa May mit der EU ausgehandelten Brexit-Vertrag abgelehnt.
Zudem bereite der Blick auf die Weltmärkte der Industrie Bauchschmerzen. «Wirtschaftlich sind die besten Zeiten vorbei», betonte Kempf. Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump bleibe ein ernstes Problem. Der Zollkonflikt der USA mit China sei zu einem bedrohlichen Risiko für die gesamte Weltwirtschaft geworden.
Deutschland soll Steuern senken
Umso dringlicher sei eine kluge Reaktion aus Europa. «Protektionismus ist keine Antwort auf protektionistische Massnahmen», so der BDI-Chef. Doch müsse die Politik in Brüssel die funktionierende Markt- und Wettbewerbsordnung der EU vor Eingriffen anderer Staaten und weiteren Einschränkungen des freien Handels wirkungsvoller schützen.
Der BDI sieht enormen wirtschaftspolitischen Handlungsdruck auch für die Innenpolitik in Deutschland. Die Bundesregierung habe sich zu lange mit Umverteilen beschäftigt und zu wenig mit Zukunftsinvestitionen. Kempf nannte als Beispiel die Steuerpolitik: «Deutschland ist zum Höchststeuerland geworden. Es ist längst überfällig, die Steuern zu senken.» Die effektive Steuerlast der Firmen hierzulande sei auf mehr als 30 Prozent gestiegen. Der EU-Durchschnitt liege bei rund 22 Prozent.