Diese Klimasünder kommen ans «grüne» WEF

Das WEF stellt dieses Jahr den Umweltschutz in den Fokus. Unter den Teilnehmern sind auch Konzerne, die den Klimawandel jahrelang befeuert haben.

Eine Anlage des saudischen Ölkonzerns Saudi Aramco in Saudi-Arabien. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Morgen eröffnet das Weltwirtschaftsforum in Davos.
  • Umweltschutz schreiben sich die Veranstalter gross auf die Fahne.
  • Unter den Teilnehmern sind Autobauer, Ölkonzerne und Banken.

Das Weltwirtschaftsforum ist angetreten, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. So zumindest die Vision der Veranstalter.

Sie geben sich dieses Jahr besonders grün. «Stakeholder für eine zusammenhaltende und nachhaltige Welt» – so lautet der sperrige Titel der 50. Ausgabe des WEF.

Bei Worten bleibt es nicht. Gemäss den Veranstaltern ist der Anlass CO2-neutral, das servierte Essen saisonal und am Mittwoch wird kein Fleisch aufgetischt.

Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF). - dpa-infocom GmbH

Ein Blick auf die Teilnehmerliste zeigt ein anderes, weniger grünes Bild. 128 Firmen aus aller Welt werden als Partner aufgelistet. Diese dürfen fünf Teilnehmer nach Davos schicken. Viele der Konzerne sind zuletzt aber nicht mit Umweltbemühungen aufgefallen.

Ölkonzerne in Davos

Ins Auge sticht etwa der Mineralölkonzern BP. Den meisten dürfte der Konzern wegen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko in Erinnerung sein. Rund 800 Millionen Liter Öl flossen nach der Explosion der Ölbohrplattform Deepwater Horizon ins Meer. BP wurde deswegen von der US-Umweltschutzbehörde EPA zu einer Strafzahlung von über 20 Milliarden Dollar verdonnert.

Auch zu den Partnern gehört Saudi Aramco, der grösste Erdölproduzent der Welt. Gemäss einer Studie des Climate Accountability Institute ist der Staatskonzern für vier Prozent aller CO2-Emissionen zwischen 1965 und 2017 verantwortlich.

Auspuff eines VW-Fahrzeugs beim Abgastest - AFP/Archiv

Partner des Forums ist auch die Volkswagen-Gruppe, grösster Autobauer der Welt. Der Konzern geriet 2015 ins Visier der Behörden, weil er Abgas-Reinigungssysteme bei 11 Millionen Dieselfahrzeugen nur auf dem Prüfstand aktiviert hatte. Volkswagen hat bisher rund 18 Milliarden Dollar Bussgelder zahlen müssen.

Palmöl und Plastik

Ebenfalls WEF-Partner ist Nestlé. Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern steht immer wieder wegen Palmöl-Nutzung und Plastik-Verschwendung in der Kritik von Umweltschützern. Für den Anbau der Energiepflanze wird oft Urwald abgeholzt und damit der Klimawandel befeuert. Plastikmüll landet oft im Meer, mit verheerenden Folgen für das ganze Ökosystem.

Umweltschützer kritisierten schon länger, dass Banken in die Kohle-Industrie investerien. - dpa/AFP

Auch in der Kritik stehen die Grossbanken, mit Investitionen in fossile Energien den Klimawandel zu befeuern. Natürlich sind auch sie Teil des Forums: Bank of America, City, Credit Suisse, UBS oder JPMorgan Chase gehören zu den Partnern.

Umweltschutz ist am WEF erst in jüngster Zeit in den Fokus gerückt. Die Umweltverantwortliche des Forums kündigte «harte, aber notwendige Gespräche» mit Firmenvertretern an. Bei manchen Unternehmen findet das Umdenken aber schon heute statt.

Wirtschaft wird nachhaltiger

So hat sich Nestlé zum Ziel gesetzt, bis 2023 nur noch nachhaltig zertifiziertes Palmöl zu verarbeiten. Zudem sollen bis 2025 alle Verpackungen recyclebar sein. Weiter forciert der Konzern die Entwicklung von ressourcenschonenden Fleischersatzprodukten.

Der ID.3 von Volkswagen ist günstiger als der E-Golf. - DPA

Volkswagen ist aktuell in der grössten Umbruchphase der Geschichte. Lange ignoriert, setzt der deutsche Autobauer jetzt stark auf Elektromobilität. Das E-Auto ID3 kommt im Sommer zu einem Kampfpreis von 32'000 Franken. Hergestellt wird das Auto CO2-neutral, bis 2050 will der ganze Konzern klimaneutral sein.

Besonders laut ist aktuell die Kritik an den Banken, doch auch hier findet ein Umdenken statt. Viele fahren ihre «dreckigen» Investitionen runter.

Die Credit Suisse hat Ende Dezember verkündet, den Bau neuer Kohlekraftwerke künftig nicht mehr zu finanzieren. Kürzlich forderten über 500 Geldhäuser und Versicherer – darunter die UBS und Zurich – von Regierungen mehr Engagement im Klimaschutz.