Ems-Chemie macht schwache Nachfrage mit Neugeschäft wett
Der Spezialchemiekonzern Ems hat im ersten Halbjahr 2024 weniger umgesetzt, aber mehr verdient – und setzt weiterhin auf China und Neugeschäfte.
Der Spezialchemiekonzern Ems hat im ersten Halbjahr 2024 zwar weniger umgesetzt, aber etwas mehr verdient. Der Zulieferer der Autoindustrie setzt unvermindert auf China und den Ausbau von Neugeschäften. Der Umsatz der Gruppe sank von Januar bis Juni um 8,1 Prozent auf 1,09 Milliarden Franken. Die Währungseffekte alleine drückten die Verkäufe um 4,7 Prozent, betonte Firmenchefin Magdalena Martullo-Blocher am Freitag vor den Medien.
Dazu kamen tiefere Absatzpreise bei Ems. «Wir mussten die Minderung der Rohstoffkosten via tiefere Verkaufspreise den Kunden weiterreichen», sagte die Ems-Chefin. Die abgesetzten Volumen seien indes gestiegen.
Düsteres Bild wirtschaftlicher Rahmenbedingungen
Die SVP-Nationalrätin zeichnete ein düsteres Bild der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – allen voran für Europa. Die aktuellen geopolitischen Konflikte würden die Konsumenten und Unternehmen verunsichern und die tiefere Kaufkraft bremse die Konsumstimmung. Ein sehr wichtiger Kundenstamm von Ems sind die Autobauer – sie steuern rund sechs von zehn Umsatzfranken bei. Und bei VW, BMW und Co. seien im ersten Semester 0,2 Prozent mehr Autos vom Band gerollt.
Doch der Schein trügt. «Mai und Juni waren nach einem positiven Jahresstart schon wieder sehr schwache Monate», sagte Martullo. Und in Europa zeichne sich ab, dass die Autobauer angesichts der unausgelasteten Kapazitäten im Sommer bereits wieder «extensive» Betriebsschliessungen planen.
Dem steuert die Firma mit einem noch stärkeren Fokus auf die USA und vor allem auf China gegen. Bereits vor einem Jahr hatte Ems damit angefangen, die entsprechenden Verkaufsteams zu verstärken. Und das offenbar mit Erfolg. «Wir haben die konjunkturbedingt tiefere Nachfrage mit Neugeschäften überkompensiert», betonte Martullo mit Blick auf die höheren Verkaufsvolumen.
Neugeschäft bei Ems sehr profitabel
Gerade bei den 140 Herstellern von Elektroautos in China gebe es viel Potenzial für weiteres Business, sagte Martullo. Aber nicht nur mit Autobauern hat Ems Neugeschäfte generiert – auch bei der «Fettwegspritze» ist das Unternehmen zum Beispiel mit an Bord. «Unser Kunststoff wird im Autoinjektor der Firma Ypsomed eingesetzt», verriet sie.
Und das Neugeschäft bei der Ems ist sehr profitabel. Zusammen mit den höheren Volumen trieben sie das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 4,0 Prozent auf 291 Millionen Franken. Die entsprechende Marge ging um 3,2 Prozentpunkte auf 26,8 Prozent nach oben.
Leicht tieferer Umsatz erwartet
Für das gesamte Geschäftsjahr 2024 musste die Ems die Umsatzprognose aufgrund der erwähnten Faktoren leicht senken. Statt eines im Vergleich zum Vorjahr stabilen, wird nun ein leicht tieferer Umsatz erwartet. Das Betriebsergebnis hingegen soll unverändert zur letzten Prognose leicht über Vorjahr liegen.
An der Börse schreiten die Anleger zu Verkäufen. Obschon der Umsatzrückgang angesichts der negativen Nachrichten anderer Autozulieferer gemäss Analysten abzusehen war. Die im bisherigen Jahresverlauf relativ gut gelaufenen Aktien kosten am Nachmittag gut drei Prozent weniger als am Vortag.