Erdogan stellt sich hinter Gasleitung von Turkmenistan in die Türkei
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich am Mittwoch hinter den Bau einer neuen Erdgaspipeline gestellt, die Europas Abhängigkeit von Russland durch eine Verbindung zu Turkmenistan verringern könnte.
Das Wichtigste in Kürze
- Projekt könnte zentralasiatischen Staat an bestehende Pipeline anschliessen.
«Wir bringen Gas aus dem Kaspischen Meer nach Europa über den (bestehenden) Korridor, der das Rückgrat der transanatolischen Pipeline bildet», sagte Erdogan am Mittwoch nach Angaben seines Büros. «Wir müssen die Arbeiten für den Transport von turkmenischem Erdgas zu den westlichen Märkten auf dieselbe Art in Bewegung setzen.»
Die Äusserungen machte der Staatschef während eines Treffens mit den Präsidenten von Turkmenistan und Aserbaidschan in der turkmenischen Stadt Awaza. Ein solches Vorhaben könnte das erdgasreiche Turkmenistan an die bestehende Pipeline zwischen Aserbaidschan und der Türkei anschliessen.
Europa versucht nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, seine Abhängigkeit von russischer Energie zu verringern. Erdogan bemüht sich seit Beginn des Krieges, die Rolle eines Vermittlers zu spielen. Er unterhält enge Arbeitsbeziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, beliefert aber gleichzeitig die Ukraine mit Waffen.
Der türkische Staatschef hatte zuvor auch Putins Idee eines neuen «Gas-Drehkreuzes» in der Türkei befürwortet. Mit einem solchen Knotenpunkt könnten europäische Kunden unter Umgehung der existierenden Pipelines durch die Ukraine und unter der Ostsee mit russischem Gas beliefert werden. Erdogan träumt seit langem davon, die Lage der Türkei zwischen Asien, dem Nahen Osten und Europa auszunutzen und das Land zu einer internationalen Drehscheibe des Energiehandels zu machen.
Die US-Energieagentur EIA listet Turkmenistan als Land mit den sechstgrössten nachgewiesenen Erdgasvorkommen der Welt. Bisher war der Grossteil des turkmenischen Gases über Russland auf die Weltmärkte gelangt. Zuletzt hatte das Land hat auch seine Lieferungen an China hochgefahren und sucht nach Zugang zu weiteren Märkten über die Türkei.