Fachkräftemangel: So buhlen Baufirmen um fehlende Mitarbeiter
Heizungsinstallateure sind auf dem Arbeitsmarkt zurzeit am gefragtesten. Firmen versuchen, sich mit hohen Löhnen und Benefits die besten Bewerber zu schnappen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Fachkräftemangel ist in technischen Berufen am grössten.
- Laut einer neu erschienenen Studie sind Heizungsinstallateure am schwersten zu finden.
- Unternehmen legen sich ins Zeug, um geeignete Bewerber zu finden.
Eine Studie des Arbeitgeberverbands hat gezeigt: In der Schweiz sind Stellen für Heizungsinstallateure am schwersten zu besetzen. Im Durchschnitt suchen Unternehmen 76 Tage lang, bis sie einen geeigneten Bewerber finden.
Der Kampf um gute Arbeitskräfte ist gross.
Dies bestätigt auch Ivan Widmer, Kommunikationsverantwortlicher der Baufirma Bouygues. «Ein guter Weg ist nach wie vor, eigene Fachkräfte auszubilden», sagt er.
Der französische Konzern wirbt zudem mit zahlreichen Benefits um neue Arbeitskräfte. Auf der Webseite verspricht Bouygues einen Flottenrabatt sowie Vergünstigungen bei Dienstleistungen und ÖV-Abos. «Die Benefits gehören heute zu einem attraktiven Arbeitgeber und sind ein Muss», so Widmer.
Fachkräftemangel: Firmen erhöhen Löhne
Auch beim Lohn können sich Firmen attraktiver machen, sagt Arbeitsmarktexperte Daniel Kopp von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich.
So würden Unternehmen in vom Fachkräftemangel stark betroffenen Branchen oft stärkere Lohnerhöhungen planen. «Das deutet darauf hin, dass Firmen erkannt haben, dass es auch an ihnen liegt, ob Leute bei ihnen arbeiten wollen.»
Andere Firmen, wie etwa die im Raum Bern tätige Jutzi AG, setzen auf einen vereinfachten Bewerbungsprozess. «Schreibe uns eine kurze Mail», heisst es bei einem Jobinserat für einen Heizungsmonteur. «Die Bewerbungsformalitäten erledigen wir dann im zweiten oder dritten Schritt.»
«Die Suche nach Fachkräften ist in der Tat eine Herausforderung», schreibt HR-Leiterin Therese Schneider auf Anfrage.
Die Jutzi AG habe in den vergangenen Jahren ihre Anstellungsbedingungen regelmässig angepasst. «Weiterbildungsmöglichkeiten und persönliche Entwicklungspläne sind essenziell», so Schneider.
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Dies sieht auch Kopp als wichtigen Punkt bei der Rekrutierung. Denn zusätzliche Anforderungen – wie zum Beispiel Englischkenntnisse – können Bewerber abschrecken.
«Arbeitgeber müssen möglicherweise bereit sein, Jobsuchende zu berücksichtigen, die nicht alle gewünschten Anforderungen bereits bei Stellenantritt erfüllen.» Stattdessen müsse man mehr in die Aus- und Weiterbildung investieren.
Industrie-Jobs müssen für Frauen attraktiver werden
Und noch einen weiteren Tipp hat er für betroffene Firmen. Der Fachkräftemangel sei gerade in technischen Berufen der Industrie und des Baugewerbes am höchsten – wo der Frauenanteil gering ist. «Der Fachkräftemangel könnte in diesen Berufen also möglicherweise gelindert werten, wenn sie attraktiver werden für Frauen», so Kopp.
Das zeigen auch Resultate der Studie: Teilzeitstellen und Stellen mit flexiblen Arbeitszeiten werden nämlich schneller besetzt, als andere. «Das könnten also Massnahmen sein, um schneller an Fachkräfte zu kommen», meint der Experte.