Kitas schlagen Alarm: Personalnot in Schweiz spitzt sich weiter zu
Der Fachkräftemangel in der Schweiz hat nun auch die vorschulische Betreuung erreicht. Manche Stellen können mehr als sechs Monate lang nicht ersetzt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Kitas kämpfen mit einem akuten Personalmangel.
- Teilweise müssen diese darum sogar schliessen.
- Die Verbände fordern rasches Handeln von der Politik.
Immer mehr Branchen sind vom Fachkräftemangel in der Schweiz betroffen. Nun hat es auch Kindertagestätten erwischt. Die «NZZ am Sonntag» berichtet beispielsweise über die Kita Rumpelchistä in Winterthur ZH.
Nachdem die Betreiber sieben Monate lang für mehrere Stellen keinen Ersatz gefunden hatten, mussten sie schliessen. Das hat Folgen: So verloren 22 Kinder ihren Betreuungsplatz.
Mehrere Verbände schlagen nun Alarm und auch die Kantone fordern Hilfe, schreibt die Sonntagszeitung. Eine Mitgliederumfrage des Kita-Verbands in Solothurn kommt zum Schluss: «Über 80 Prozent der Solothurner Kitas leiden unter einem akuten Fachkräftemangel.» Muss eine Stelle ersetzt werden, dauere die Suche nach einem Ersatz bis zu sechs Monate – manchmal sogar noch länger.
Kitas suchen sogar im Ausland nach Personal
Selbiges Spiel in Luzern. Kitas, die ihre Personalressourcen auf dem Minimum halten, habe der Personalmangel schon immer rasch tangiert. Dies schreibt der Stadtrat als Antwort auf eine Interpellation.
Neu seien aber auch Kitas betroffen, die personell gut aufgestellt waren. Laut Stadtrat führt für die erfolgreiche Suche nichts an mehreren Ausschreibungen, auch im Ausland, vorbei.
Auf den Personalmangel reagieren die Kitas verschieden, wie eine Zusammentragung von Rückmeldungen des Verbandes Kinderbetreuung Schweiz (Kibesuisse) zeigt. Einige würden schlicht Betreuungsplätze abbauen, wie Kibesuisse auf Anfrage der «NZZ am Sonntag» erklärt. Andere Kitas hingegen reduzieren ihre Öffnungszeiten, um der Personalnot entgegenzutreten.
Auch für die Eltern hat der Personalmangel Folgen: In den städtischen Kitas Berns müssen Kinder nun auf die Viertelstunde genau abgeholt werden. Sinn und Zweck der Sache: Schonung des Kita-Personals.
Der Fachkräftemangel zeigt sich ebenso im Kanton Zug: 37 Prozent der Kitas, die 2021 Stellen ersetzen mussten, suchten mehr als sechs Monate. 16 Prozent blieb nicht anderes übrig, als Betreuungspersonal anzustellen, welches nicht über die gewünschte Qualifikation verfügte.
Bessere Löhne gefordert
Gleichzeitig steht fest: Der Kita-Markt wächst wie die letzten drei Jahre weiterhin. Laut Angaben des Bunds besucht jedes dritte Kind vor Kindergarteneintritt eine Kita. Dadurch ist mehr Personal gefordert.
Doch insbesondere bei den höher Qualifizierten, zum Beispiel potenziellen Gruppenleiterinnen, bestehe ein ausgeprägter Mangel. Dies sagt Dominik Büchel, Geschäftsführer von Alliance Enfance, dem Dachverband der Kinderorganisation.
Maximiliano Wepfer, Kommunikationsverantwortlicher für politische Kommunikation, von Kibesuisse stellt klar: «Der Personalmangel ergibt sich durch schlechte Rahmenbedingungen, tiefe Löhne und wenig Perspektiven.» Er fordert finanzielle Unterstützung von der Politik.