Meyer Burger kämpft ums Überleben
Die Solartechnologiefirma Meyer Burger benötigt dringend Geld, um die Verlagerung seiner Aktivitäten in die USA voranzutreiben und überhaupt zu überleben.
Meyer Burger steht vor entscheidenden Wochen: Die Solartechnologiefirma braucht dringend Geld, um die geplante Verlagerung der Aktivitäten in die USA vorantreiben und so überhaupt überleben zu können. Im ersten Halbjahr 2024 hat die Gruppe wie erwartet tiefrote Zahlen geschrieben.
«Wir haben eine Finanzierungslücke im hohen zweistelligen Millionenbereich und müssen diese schliessen», sagte Franz Richter, der seit Kurzem CEO und Verwaltungsratspräsident in Personalunion ist, am Freitag an einer Telefonkonferenz. Er arbeitet mit Hochdruck an der Restrukturierung der Gruppe.
Um an das benötigte Geld zu kommen, hat Meyer Burger mit Gläubigern Verhandlungen aufgenommen. «Wir diskutieren derzeit mit den Bondhaltern. Ergebnisse dazu können wir in den nächsten Wochen kommunizieren», fuhr Richter fort, ohne ins Detail gehen zu wollen.
Kapitalerhöhung ausgeschlossen
Eine Kapitalerhöhung schloss Richter derweil aus. Analysten gehen von einem noch grösseren Kapitalbedarf im Bereich von 100 bis 120 Millionen Franken aus. Wie schlecht es der Firma geht, zeigt sich anhand des in der Nacht auf Freitag veröffentlichten Halbjahresberichts. Der Umsatz halbierte sich annähernd auf 49 Millionen Franken, der Betriebsverlust (EBITDA) schwoll auf 124 Millionen von zuvor 43 Millionen Franken an und unter dem Strich verblieb ein hoher Verlust von 317 Millionen (VJ -65 Millionen).
Meyer Burger machen seit längerem die Billigkonkurrenz aus China und Überkapazitäten im europäischen Solarmarkt zu schaffen. In der ersten Jahreshälfte hat der Abverkauf von Solarmodulen aus dem Lager zu Dumpingpreisen Verluste verursacht. Hinzu kamen Abschreiber und Kosten zu dem ins Stocken geratenen Aufbau der US-Produktion.
In Colorado Springs musste Meyer Burger im September den Bau einer Solarzellenproduktion stoppen, da das Geld fehlte. Die Zellen werden auch künftig im deutschen Thalheim produziert und in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona zu Solarmodulen verbaut. Dort werden die Aktivitäten schrittweise hochgefahren, um in Zukunft eine Kapazität von 1,4 Gigawatt zu erreichen.
Meyer Burger erwartet Umsatzsteigerung
Dank bestehender, langfristiger Abnahmeverträge kann Meyer Burger die in Goodyear produzierten Solarmodule bereits verkaufen und rechnet weiterhin damit, dass der Gruppenumsatz bis 2026 auf 350 bis 400 Millionen Franken und der EBITDA auf rund 70 Millionen ansteigen werden. In den USA wird die Solarindustrie gefördert und besser vor der Billigkonkurrenz aus China geschützt.
Die finanzielle Lage von Meyer Burger bleibt äusserst prekär: Ende September lagen nur noch gut 80 Millionen Franken in der Kasse. Der Verkauf von Vermögenswerten aus der mittlerweile geschlossenen Modulproduktion im deutschen Freiberg und weitere Verkäufe von Produkten aus dem Lager sollen der Gruppe Luft verschaffen.
Zudem ist nach wie vor Sparen angesagt. Geplant ist die weitere Senkung der gruppenweiten Mitarbeiterzahl um rund 200 auf künftig noch 850 Angestellte. Der Abbau geht voll zulasten der europäischen Aktivitäten, während in den USA Stellen dazu kommen. Wie viele Jobs in der Schweiz verloren gehen, konnte Richter noch nicht sagen.