Renault, Nissan und Mitsubishi kündigen gemeinsames Führungsgremium an

Nach den Untreue-Vorwürfen gegen ihren ehemaligen Manager Carlos Ghosn führen die Autohersteller Renault, Nissan und Mitsubishi ein gemeinsames Vorstandsgremium ein.

Die Chefs von Renault, Nissan und Mitsubishi in Yokohama - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Hersteller-Allianz plant Zeit nach Ghosn.

Renault-Chef Jean-Dominique Senard soll der französisch-japanischen Allianz künftig vorsitzen, wie die Konzerne am Dienstag nach einer Sitzung des Nissan-Verwaltungsrates in Yokohama ankündigten. Dies sei ein «neuer Start» für das Bündnis, sagte Senard, der Ghosn beim französischen Hersteller nachgefolgt war.

Ghosn, Begründer und Ex-Chef der Auto-Allianz, war vergangene Woche gegen eine hohe Kaution und unter strengen Auflagen aus seiner Haft in Tokio entlassen worden. Die japanischen Behörden hatten ihn im November überraschend festgenommen, sie werfen ihm mehrere Finanzdelikte vor. So soll er sein eigenes Einkommen in Jahresabschlüssen zu niedrig angesetzt und private Ausgaben auf Nissan abgewälzt haben.

Der japanische Autobauer setzte ihn nach seiner Festnahme als Chef des Verwaltungsrats ab. Ghosn sieht sich indes als Opfer einer Verschwörung. Nissan wolle durch die Vorwürfe vermeiden, stärker in den Renault-Konzern integriert zu werden, sagte der Ex-Manager in einem AFP-Interview im Januar.

Ghosn hatte ursprünglich an der Sitzung des Nissan-Verwaltungsrates teilnehmen wollen, ein japanisches Gericht hatte ihm dies jedoch untersagt. Der ehemalige Manager wird aktuell rund um die Uhr überwacht. Am 8. April plant der japanische Autobauer eine ausserordentliche Aktionärskonferenz, bei der Ghosn wohl endgültig aus dem Verwaltungsrat entfernt werden soll.

Ghosn hatte Nissan während seiner Zeit als Renault-Chef vor der Insolvenz gerettet und mit dem französischen Konzern verbunden. Beobachter sahen die Teil-Übernahme damals als Glücksspiel - mittlerweile verkauft die Allianz mehr Fahrzeuge als jeder ihrer Konkurrenten. Die Verwaltungsstruktur des Bündnisses ist hochkomplex: Der französische Staat hält 15 Prozent an Renault, der Hersteller aus Boulogne-Billancourt wiederum besitzt 43 Prozent der Nissan-Anteile.

In jüngster Zeit hatte der japanische Autobauer allerdings deutlich bessere Zahlen vorgelegt als Renault. Viele Nissan-Manager sollen deshalb unzufrieden mit der Dominanz der Franzosen innerhalb der Allianz sein.