So viel kosten Familienferien in der Schweiz
Die Schweizer sollen wegen der Corona-Krise diesen Sommer im eigenen Land Ferien machen. Das empfiehlt der Bundesrat. Doch rechnet sich das für eine Familie?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer sollen dieses Jahr im eigenen Land Ferien machen.
- Eine vierköpfige Familie hat im Vergleich zu Italien die Qual der Wahl.
- Ferien in der Schweiz schlagen vor allem beim Auswärtsessen zu Buche.
Bundesrat Ueli Maurer erntete in der Frühlingssession im Nationalrat einen seltenen Szenenapplaus: Der Finanzminister forderte angesichts der Corona-Krise und der angeschlagenen Tourismusbranche: «Machen Sie Ferien in der Schweiz!»
Doch lohnt sich das auch finanziell? Nau.ch hat sich die Preise für zweiwöchige Sommerferien für eine vierköpfige Familie genauer angeschaut. Die Reisedaten sind vom 25. Juli bis 8. August 2020 gewählt. Also die Hochsaison im Sommer. Als Beispiel für das Ausland steht Italien.
Hotels kosten fast gleich viel
Bei Hotelplan kosten die Ferien für eine vierköpfige Familie in einem Dreisternehotel in der Schweiz und in Italien fast genau gleich viel: 14 Nächte in einem Vierbettzimmer im Dreisternehotel «Hotel Geranio au Lac» in Locarno inklusiv Frühstück schlagen mit 5'450 Fr. zu Buch. Das Hotel liegt an der Seepromenade des Lago Maggiore.
Das exakt gleiche Arrangement kostet im Dreisternehotel «Grand Hotel Mediterranee» in Alassio in Italien 5'170 Fr. Das Hotel liegt direkt am Meer in Ligurien. Bei beiden Varianten reist die Familie im Auto an.
Schweizer Campingplätze komplett ausgebucht
Naturgemäss billiger sind Ferien auf einem Campingplatz. In diesem Sommer boomt diese Ferienart allerdings auch bei Nichtcampern in der Schweiz. Die Folge: Praktisch alle Campingplätze sind im Hochsommer bereits ausgebucht.
Dazu gehören auch die 24 TCS-Campingplätze. Es gibt für den genannten Zeitraum keine Unterkünfte mehr zu mieten. «Die Plätze an Gewässern sind am meisten gefragt», sagt TCS-Sprecherin Valérie Durussel. Das ist aber jedes Jahr so. Doch: «Diesen Sommer haben wir bis jetzt 50 bis 70 Prozent mehr Reservationen als im Vorjahr», sagt sie.
Eine Alternative ist die Miete eines Standplatzes, auf dem man seinen Camper oder ein Zelt aufstellen kann. In Morges VD direkt am Genfersee kostet der letzte Standplatz auf dem TCS-Camping für die zwei Wochen 420 Fr. Für den genannten Zeitraum gibt es auf allen TCS-Campingplätzen für 1288 Fr. nur noch in Martigny VS einen Schlafraum für eine vierköpfige Familie.
Riesige Nachfrage
Erst im September sind auf den TCS-Plätzen an den heiss begehrten Gewässern wieder Plätze für eine vierköpfige Familie frei. In Salavaux VD am Murtensee etwa kostet dann ein «Family Pod» vom 12. bis 26. September 1610 Fr.
Auch auf anderen Campingplätzen in der Schweiz findet man kaum noch einen Platz. Auch das Camping Fankhauser AG in Zweisimmen im Berner Oberland ist komplett ausgebucht. «Die Nachfrage ist dieses Jahr wahnsinnig gross», sagt Camping-Chef René Egli.
Ein Wohnwagen für eine vierköpfige Familie würde im genannten Zeitraum 50 bis 60 Fr. pro Tag kosten: also 700 bis 840 Fr. Das wäre theoretisch ein Superpreis, hätte es denn noch freie Wohnwagen. Egli ist überzeugt: «Es stimmt nicht, dass Ferien in der Schweiz teurer als im Ausland sind.»
Auch im Tessin sind alle 60 Campingplätze weitgehend ausgebucht. Auf dem grössten, dem Campofelice in Tenero am Lago Maggiore kann man ein Wohnwagen erst ab dem 5. September wieder mieten: Die Kosten für 14 Tage belaufen sich dann auf 1484 Fr.
Auch in Italien wird es für Camper knapp
In Italien sind für die beiden Wochen in der Hochsaison noch mehr Campingplätze frei. So etwa im Camping Serenella in Bardolino am Gardasee. Das 3-Sterne-Camping hat einen direkten Zugang zum See. Die einfachste Unterkunft kostet für den genannten Zeitraum 2465 Fr.
Doch wer am Meer in Italien campen will, muss sich sputen: An der Adriaküste hat es nur noch auf fünf Campingplätzen freie Unterkünfte. Den billigsten Wohnwagen kann man auf dem Camping Village Lido bei Bibione buchen: Für 14 Tage kostet das 1456 Fr. Der teuerste Wohnwagen steht auf dem Campingplatz Union Lido bei Cavallino: Kostenpunkt: 3423 Fr.
Teure Jugendherberge in Locarno
Auch bei den B&B ist die Lage angespannt. Im Tessin sind auf booking.com bereits 93 Prozent aller Unterkünfte für den genannten Zeitraum bereits ausgebucht.
Das günstigste Angebot ist eine B&B-Wohnung in einem Wohnblock in Ascona für 2'843 Fr. Frühstück gibt es keines. In der Jugendherberge in Locarno sind noch zwei Zweibettzimmer für total 3756 Fr. zu haben.
Auch in Italien sind etwa an der Adria bereits 84 Prozent der B&B-Unterkünfte ausgebucht. Für eine vierköpfige Familie gibt es noch Angebote zwischen 744 fr. und 3060 Fr. für die zwei Wochen.
Airbnb in Italien deutlich billiger
Auch die Airbnb boomen diesen Sommer. Auf Airbnb.ch suchen die Leute für das Tessin 250 Prozent mehr als durchschnittlich im letzten Jahr.
In Lugano gibt es für eine vierköpfige Familie für 1604 Fr. noch eine Wohnung zu mieten. Das ist das günstigste Angebot.
In Italien sind die Airbnb deutlich günstiger: In Cavarzere südlich von Venedig ist für den genannten Zeitraum noch eine Wohnung für 657 Fr. zu haben. In Rimini kann man eine Wohnung wenige Schritte vom Strand entfernt für 889 Fr. mieten. Viele Airbnb-Preise in Italien sind reduziert.
Interhome-Ferienwohnung kostet in Italien mehr
Bei den Ferienwohnungen ergibt eine Stichprobe Folgendes: Bei Interhome ist eine Woche vom 8. bis 15. August im 4-Sterne-Ferienhaus «Bella Vista» in Gandria TI für vier Personen für 2'159 Fr. buchbar. Eingeschlossen im Preis sind Wäsche und Endreinigung.
In Italien ist es teurer: Eine Woche im 4-Sterne-Ferienhaus «Paradù Tuscany Eco Resort» in Marina di Castagneto für vier Personen kostet bei Interhome 2'469 Fr. Auch hier sind Wäsche und Endreinigung im Preis inbegriffen.
Fazit: Die Ferienunterkünfte sind in Italien in der Hochsaison nicht unbedingt billiger. Ausnahme sind die Airbnb, die deutlich billiger sind. Was bei einer vierköpfigen Familie im Ferien-Portemonnaie allerdings schmerzt, ist etwa das Auswärtsessen: Hier sind die Preise in den Restaurants in Italien deutlich tiefer als in der Schweiz.