Tourismusexperte widerspricht Ueli Maurer
Das Parlament will die Tourismusbranche mit 40 Millionen Franken stützen. Das reiche nicht aus, glaubt der Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Anders als der Bundesrat will das Parlament den Tourismus zusätzlich stützen.
- Der Tourismusexperte plädiert dafür, nur überlebensfähige Firmen zu unterstützen.
Für seinen Appell ans Parlament, in der Schweiz Ferien zu machen, gab es für Ueli Maurer gestern Applaus. «Damit senden Sie ein Signal an die Bevölkerung», sagte der Finanzminister. Man solle die Naturschutzgebiete besuchen, Schweizer Wein, Bier und Wasser trinken.
Bei Schweiz Tourismus kommt das natürlich gut an. «Wir freuen uns gemeinsam mit der Tourismusbranche über so viel Begeisterung über Ferien im eigenen Land», sagt Sprecher André Aschwanden. Einheimische Gäste seien seit jeher das Rückgrat der Branche.
Maurer weibelte für den Ferienort Schweiz während der Debatte zu Untersützungsgelder für die Branche. Im Gegensatz zum Parlament hält der SVP-Bundesrat die zusätzlichen Ausgaben für unnötig. Doch er setzte sich nicht durch: Am Mittwochabend wurden 40 Millionen Franken bewilligt.
Mittel reichen nicht aus
Tourismusexperte Jürg Stettler von der Hochschule Luzern hält die Mittel für gerechtfertigt. Denn: «Der Tourismus hat eine hohe Relevanz für die Schweiz.» Nicht nur für die Wirtschaft, auch für die Gesellschaft. Die Mittel würden aber kaum ausreichen.
Darum stelle sich jetzt die Frage, wie das Geld eingesetzt werden soll. «Noch sind wir im Modus, über Kurzarbeit und Notkredite Konkurse verhindern zu wollen.» Doch das werde nicht funktionieren und sei nicht sinnvoll. «Denn es führt zu einer Strukturerhaltung statt zu einer wohl unumgänglichen Strukturanpassung.»
Hotelübernachtungen um fast zwei Drittel zurückgegangen
Mit dem Geld müsse man gezielt die lebensfähigen Unternehmen retten. «Es ist an der Zeit, bei der finanziellen Unterstützung eine Risikoabwägung zu machen, so wie das Banken bei Kreditentscheiden machen.»
Die Branche ist von der Corona-Krise hart getroffen. Vergangenen Monat sind die Hotelübernachtungen im Vorjahresvergleich um 62 Prozent zurückgegangen.
Wie schnell es wieder aufwärts geht, kann Stettler nicht sagen. Es gäbe zu viele Unbekannte. «Wenn alles gut läuft, kann sich der Tourismus schon im Verlauf des nächsten Jahres erholen. Allerdings kann es auch deutlich länger gehen.»