Coronavirus: Tessin rechnet durch Grenzöffnung mit Touristen-Hoch
Nun ist klar: Sommerferien sind trotz Coronavirus auch im Ausland möglich. Nur nicht in Italien. Davon könnte die Sonnenstube der Schweiz stark profitieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Man solle die Sommerferien in der Schweiz verbringen, heisst es von der Politik.
- Das Tessin wittert einen gut besuchten Sommer.
- Anbieter von Ferienwohnungen sind jetzt schon komplett ausgebucht.
«Machen Sie bitte Ferien in der Schweiz», bittet Bundesrätin Karin Keller-Sutter die Schweizer Bevölkerung in einer Medienkonferenz. Auch wenn bis Mitte Juni die Grenzen zu Deutschland, Frankreich und Österreich wieder öffnen sollen.
Weiterhin geschlossen bleibt die Grenze zu Italien. Während deren Tourismus zum Erliegen kommt, profitiert das anliegende Tessin, die «Sonnenstube der Schweiz».
Trotz, oder gerade wegen, des Coronavirus rechnet die Tessiner Tourismusbranche mit einem grossen Ansturm an Schweizer Urlaubern. Auch Ferienwohnungen sind schon früh ausgebucht.
Wegen Coronavirus nur Schweizer Gäste im Haus
Maxim Zehnder führt gemeinsam mit seiner Familie ein Ferienhaus im Tessin und vermietet diese auf der Plattform «Airbnb». Das Haus steht in der Ortschaft Vico Morcote und ist auch in normalen Sommern gut besucht.
Durch die Corona-Krise hat sich einiges geändert. «In der Regel kommen gut über die Hälfte unserer Gäste aus der Schweiz, ein weiterer Grossteil aus Deutschland», verrät er. «Durch das Coronavirus und die darauffolgende Grenzschliessung mussten unsere deutschen Gäste jedoch ihren Aufenthalt stornieren.»
Daher hagelte es vor rund zwei Monaten beinahe nur Absagen. Bis klar wurde, dass Ferien für Schweizer im Ausland wohl kaum möglich sein werden. «Da kamen plötzlich viele spontane Anfragen von Schweizern hinzu.»
Seine Seite verzeichnete in den vergangenen Monaten bis zu 1000 Aufrufen pro Monat. Normalerweise seien es nicht einmal die Hälfte davon. Die Monate Juli und August seien komplett ausgebucht.
Tourismus-Verantwortliche wollen «sauberes Reiseziel» promoten
«Für die Sommerferienzeit sind vermehrt Anfragen zu verzeichnen für einen längeren Aufenthalt im Tessin. Dies weist darauf hin, dass Schweizer ihre Sommerferien im Tessin planen», so Jutta Ulrich, Kommunikationsverantwortliche des «Ticino Turismo».
Dass der Tourismus ein wichtiger Teil für das Tessin ist, sei ihnen in den letzten Wochen noch bewusster geworden. «Eine gute Sommersaison wäre ein willkommener Neustart für uns.» Die grosse Kehrtwende für den südlichsten Kanton sehe Ulrich aber erst im Sommer 2021.
Das wichtigste sei jedoch, dass es nicht zu einer erneuten Welle des Coronavirus komme. «Die Gäste müssen wieder Vertrauen schöpfen und wissen, dass das Tessin ein sicheres und sauberes Reiseziel ist». Dafür haben die Tourismus-Verantwortlichen mit der Tessiner Regierung gerade am Dienstag eine Kampagne lanciert.
Mit Hilfe von Gutscheinen für Übernachtungen, Abendessen oder den ÖV soll der Tourismus angekurbelt werden.
Auch hoffe man auf Gäste aus den umliegenden Ländern. Es sei gut möglich, «dass die italienische Schweiz durch die Grenzöffnung auch für Gäste aus Nachbarländern eine attraktive Alternative zu Badeferien am Mittelmeer sein wird.»