So viel kostet die Gesundheit von Asylsuchenden

Das Staatssekretariat für Migration hat erstmals die Gesundheitskosten von Asylsuchenden ermittelt. Das Ergebnis spaltet die Gemüter der Politik gewaltig.

Die Gesundheitskosten der Asylsuchenden belasten die Kassen des Bundes. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das SEM hat erstmals Zahlen zu den Gesundheitskosten von Asylsuchenden publiziert.
  • Sie zeigen: Teilweise waren sie höher als bei der Restbevölkerung, teilweise auch tiefer.
  • Nun fordert die SVP für Asylsuchende eine «abgespeckte Version» der Krankenversicherung.

Asylsuchende haben meist eine körperlich sowie psychisch strapazierende Flucht hinter sich. Entsprechend gross ist ihr Bedarf an gesundheitlicher Versorgung. Dafür aufkommen können sie allerdings nicht, weshalb die Aufnahmeländer ihre Rechnungen begleichen.

In der Schweiz beispielsweise bleiben Asylsuchende im Schnitt rund 70 Tage in der Obhut des Bundes, wie der «Beobachter» schreibt. Welche Kosten während dieser Zeit entstehen, konnte der Bund nie genau ermitteln – bis jetzt.

Das Staatssekretariat für Migration (SEM) hat erstmals entsprechende Daten bereitgestellt. Möglich wurde dies durch eine Änderung, die 2019 vorgenommen wurde: Seither nimmt der Krankenversicherer CSS schweizweit alle Asylsuchenden aus den Bundesasylzentren in die obligatorische Krankenpflegeversicherung auf.

Das Ergebnis: Von Jahr zu Jahr unterschiedlich. 2020 und 2021 beispielsweise lagen die Kosten der asylsuchenden Personen 27 Prozent beziehungsweise 23 Prozent höher als in der Restbevölkerung. 2022 hingegen waren sie vier Prozent tiefer.

In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass Asylsuchende im Jahr 2020 pro Person durchschnittliche Kosten von 1070 Franken verursachten. Im Jahr 2021 waren es 921 Franken, 2022 814 Franken. Nicht enthalten sind Zahnarztkosten, Kosten für nicht rezeptpflichtige Medikamente sowie für gewisse nichtärztliche Therapien.

SVP fordert «abgespeckte Version» der Krankenversicherung

Die neu veröffentlichten Zahlen spalten die Gemüter. SP-Nationalrätin Samira Marti sagt zum «Beobachter»: «Kostenunterschiede finden wir bei vielen Gruppen von Versicherten. Ältere Personen verursachen höhere Kosten als jüngere, Extremsportler mehr als der Rest der Bevölkerung.»

Nationalrätin Samira Marti (SP/BL). - keystone

Und weiter: «Unser Gesundheitssystem beruht wesentlich auf der gesellschaftlichen Solidarität, die sich über die Grenzen von Alter, Herkunft und Lebensstil hinweg erstreckt.» Anhand der vorgestellten Zahlen würden die Kosten zudem offenbar seit 2019 kontinuierlich sinken, betont sie.

Umfrage

Sollte der Bund für die Gesundheitskosten von Asylsuchenden aufkommen?

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Nein.
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Wesentlich kritischer sieht SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi die Ergebnisse. Der Grund: Asylsuchende seien jünger und männlicher als der Rest der Bevölkerung – und junge Männer würden sonst die geringsten Kosten verursachen. Für Aeschi steht damit fest: «Hier vergleicht man Äpfel mit Birnen.»

Nationalrat Thomas Aeschi (SVP/ZG). - keystone

Der SVP-Nationalrat fordert deshalb für Asylsuchende eine «abgespeckte Version» der Krankenversicherung. Statt der bisherigen «Luxusvariante» solle der Bund künftig nur für eine «lebensnotwendige medizinische Grundversorgung» aufkommen.

Von dieser Forderung hält der Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH jedoch nichts. «Eine Differenzierung auf der Basis des Aufenthaltsstatus widerspricht den medizinethischen Grundsätzen unserer Standesordnung», heisst es. Zudem gebe es in der Grundversicherung keine Luxusdienstleistungen. Für solche sei die Zusatzversicherung da.