Wenn Milliardäre am WEF unter sich sind, ändern die Regeln

Das WEF sei ein elitäres Treffen der weltfremden Superreichen, die fernab der realen Probleme des gemeinen Volkes Wege suchen, aus viel Geld noch mehr Geld zu machen. So die Kritik. Das stimmt nur teilweise, sagt ein Teilnehmer, der es wissen muss.

Das Vier-Sterne «Kongress Hotel Davos». - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am WEF müssen sich die Reichen den Superreichen beugen.
  • So müssen sich viele Schweizer CEO's mit Drei-Sterne-Hotel begnügen.

«Es ist eher warm hier», sagt der indische Geschäftsmann, als er in Zürich zu mir ins Abteil sitzt. Das werde sich schon noch ändern, warne ich ihn. Er fahre ja sicher nach Davos ans WEF. «Genau!», strahlt er, denn er war noch nie im Schnee.

Das WEF definiert die Hackordnung neu

Er ist CEO einer Firma aus dem Gesundheitsbereich – eins der Fokusthemen am diesjährigen WEF. «Wissen Sie, das WEF tut Millionären und Milliardären richtig gut». Weil man vor lauter Schnee die Alltagssorgen vergisst? Nein. Weil alle Hotelzimmer ausgebucht sind. «Plötzlich finden sich die oberen Zehntausend zuunterst in der Hackordnung».

Weil das WEF selbst Jahre im Voraus die 5-Sterne-Hotels für die eigenen Leute und die Staatsoberhäupter reserviert, müssen die reichsten der Reichen mit drei Sternen Vorlieb nehmen. Oder dem «Hard Rock Hotel». Oder meinen, sie hätten ein Last-Minute-Schnäppchen gefunden im «Zentrum Haus Davos» – weil sie übersehen, dass da noch steht «im 18er-Schlag».

Anzugträger unter sich

Es sei eine ungewohnte Situation für CEOs und Multimillionäre, sagt meine Zugbekanntschaft. «Wer sich gewohnt ist, oben zu sein, ist plötzlich unten – weil nicht alle oben sein können». Die Reichen treffen auf die Superreichen, und die erscheinen als kleine Fische im Vergleich zu Milliardären wie Bill Gates, Jack Ma oder Sergey Brin.

Wo denn er selbst untergekommen sei, frage ich den indischen CEO. «Ach, in diesem 18er-Zimmer. Aber das ist okay, ich werde eh nur 3 Stunden pro Nacht schlafen.»