Einzigartiger «Schatz» aus der Bronzezeit in Graubünden entdeckt

Wie die Standeskanzlei Graubünden mitteilt, wurde im Herbst 2022 im Oberhalbstein (Surses) eine herausragende archäologische Entdeckung gemacht.

Blick auf die Stadt Chur. - Kanton Graubünden - Nau.ch / Simone Imhof

Der Archäologische Dienst Graubünden (ADG) untersucht im Rahmen des Forschungsprojekts «CVMBAT» mit zahlreichen Beteiligten seit drei Jahren im Oberhalbstein (Surses) ein Gefechtsfeld aus der Zeit des römischen Alpenfeldzugs um 15 vor Christus.

Bei der systematischen und grossräumigen Absuche des Gebiets im Umfeld der Crap-Ses-Schlucht mit Metallsonden konnte im Herbst 2022 auf der linken Talseite eine bronzezeitliche Deponierung entdeckt werden.

Deponierungen (auch: Depot oder Hort) bestehen aus absichtlich niedergelegten, vergrabenen oder versteckten Wertgegenständen, meist aus Metall.

Der Fundort selbst liegt in der Flur «Vostga» südlich unterhalb der bedeutenden urgeschichtlichen Siedlung Motta Vallac bei Salouf, in engem Bezug zu einer zentralen transalpinen Verkehrsroute.

Sachgerechte archäologische Ausgrabung und Bergung

Nach der eingegangenen Fundmeldung führten Mitarbeitende des ADG im Oktober 2022 eine sachgerechte archäologische Ausgrabung, Dokumentation und Bergung vor Ort durch.

Dabei konnten in einer eng begrenzten Grube insgesamt 80 Bronzeobjekte mit einem Gesamtgewicht von rund 20 Kilogramm freigelegt, digital erfasst und geborgen werden.

Bei den Objekten handelt es sich zum überwiegenden Teil um sogenannte Gusskuchen beziehungsweise um Rohmetallstücke aus Kupfer.

Solche Gegenstände stehen in der Regel mit der inneralpinen Metallproduktion in Zusammenhang.

Ensemble aus der Spätbronzezeit

Zur Deponierung gehören weiter bronzezeitliche Sicheln, mehrere Äxte, das Fragment einer Säge sowie Schmuck- und Trachtbestandteile.

Die bisherigen Analysen deuten darauf hin, dass alle Objekte – teilweise absichtlich unbrauchbar gemacht – in einer Holzkiste und in Leder verpackt in der Erde deponiert wurden.

Typologische und naturwissenschaftliche Datierungen ordnen das Ensemble in die Spätbronzezeit, also ins 12./11. Jahrhundert vor Christus ein.

Neue Einblicke in das bronzezeitliche Weltbild

Das selektive Deponieren beziehungsweise «Zerstören» von metallenen Wertgegenständen ist eine zeit- und kulturübergreifende Praxis und im 3./2. Jahrtausend vor Christus ein zentraler Aspekt der bronzezeitlichen Wirtschaft.

Die sensationelle Entdeckung des bislang mit Abstand umfangreichsten und bedeutendsten Depots ist eine Sternstunde für die Bündner Archäologie.

«Die nun folgende umfassende wissenschaftliche Untersuchung dieses für unser Gebiet einzigartigen Fundes wird mit Sicherheit weitreichende Einblicke in die spätbronzezeitliche Kultur-, Wirtschafts- und Landschaftsgeschichte ermöglichen», ist der Bündner Kantonsarchäologe Thomas Reitmaier überzeugt.

«Es unterstreicht zudem das Potenzial grossflächiger, archäologischer Prospektionen und die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Sondengängern, welche die Auffindung sowie die professionelle Ausgrabung und Bergung dieses archäologischen Schatzes ermöglicht haben.»

Keine illegale Suche mit Metalldetektoren

Im Kanton Graubünden bedarf der Einsatz von Metalldetektoren zur Suche von vermuteten archäologischen Gegenständen einer Bewilligung durch den ADG.

Die illegale Verwendung eines Metalldetektors ist strafbar und zudem kein Kavaliersdelikt, da ohne Dokumentation und Fachwissen der archäologische Kontext unwiederbringlich verloren geht.

Zudem sind archäologische Funde Eigentum des Kantons, in dessen Gebiet sie gefunden werden.