Wirtschaftswecker in Emmen beleuchtet Fachkräftestrategien

Der Fachkräftemangel bleibt eine Herausforderung. Wie Berufsstolz und Sinnhaftigkeit helfen, junge Talente zu gewinnen, wurde in Emmen diskutiert.

Das Gemeindehaus und Gemeindeverwaltung von Emmen am Samstag, 27. Juni 2020 in Emmenbrücke. - Keystone

Wie die Gemeinde Emmen berichtet, stellt der Fachkräftemangel Unternehmen und Organisationen branchenübergreifend vor grosse Herausforderungen. Wie es durch das Vermitteln von Berufsstolz gelingt, sowohl Lernende als auch ausgebildete Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden, darüber wurde im Rahmen der Emmer Veranstaltungsreihe Wirtschafswecker referiert.

«Motivation, Gemeinschaftsgefühl, Sinnhaftigkeit und Berufsstolz sind sowohl in der Berufsbildung als auch in der Mitarbeiterführung und -entwicklung die Schlüssel zum Erfolg», ist Andreas Brennwald überzeugt. Der CEO und Delegierte des Verwaltungsrats der Frey+Cie Holding AG vermochte am jüngsten Wirtschaftswecker, einer wiederkehrenden Morgenveranstaltung der Gemeinde Emmen und des Gewerbevereins Emmen einige spannende Impulse zu setzen.

Rund 60 Vertreterinnen und Vertreter ortsansässiger Unternehmen und Wirtschaftsorganisationen horchten Brennwalds Ausführungen darüber, wie sich die Fachkräfteentwicklung «neu denken» lässt.

Die Frage nach dem «Warum»

In ihrer Kommunikationsstrategie setzt die Frey+Cie Holding konsequent die Sinnhaftigkeit ins Zentrum und hat dabei den «Golden Circle» von Simon Sinek im Laufe der Jahre offensichtlich tief verinnerlicht. Das Leadership-Modell des amerikanischen Bestsellerautors und Unternehmensberaters zeigt auf, weshalb Unternehmen unabhängig ihrer Branche und Grösse nicht die Frage nach dem «Was», sondern nach dem «Warum» als oberste Prämisse für ihre Vision beantworten sollten: «People don't buy what you do they buy why you do it» (zu Deutsch etwa: Menschen kaufen nicht, was du tust, sie kaufen, warum du es tust).

Wirtschaftswecker-Referent Brennwald erinnert daran, dass die grosse Mehrheit menschlicher Entscheidungen auf Emotionen basieren. Werbebotschaften zielen aber oftmals auf den rationalen Bereich unseres Denkapparats. «Es ist kontrovers, dass die Preis- und Angebotskommunikation in vielen Firmen den grössten Teil des Werbebudgets verschlingt.»

Es sei vielmehr das limbische System im menschlichen Gehirn, auf welches die Massnahmen des Marketings und des Personalmarketings abzielen sollten, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Heisst: Grundsätzlich sollen Emotionen mit Bildern geweckt und Texte nur reduziert eingesetzt werden. «Auf Texte reagieren wir rational, und wir können sie nur deutlich langsamer verarbeiten als Bilder», sagt Brennwald.

«Seid stolz auf das, was ihr könnt!»

Zudem rät er davon ab, in Stelleninseraten aufzuführen, was gefordert und vorausgesetzt wird. So könne beispielsweise das Wort «Programmieren» für auszubildende Elektroinstallateure abschreckend wirken. Die Frey+Cie Holding setze stattdessen von Anfang an auf die Sinnhaftigkeit und den Berufsstolz.

Der Erfolg gibt ihm recht: 153 Lernende haben im vergangenen Sommer bei der Holding gestartet und sind für einen extra Schub an Motivation zuallererst ins zweiwöchige Basic Camp gefahren. Wichtigste Botschaft des Chefs, der einen direkten Draht zu den Lernenden pflegt: «Seid stolz auf das, was ihr könnt!».

Handwerksberufe stärken Infrastruktur und Berufsstolz

Jungen Talenten vermittelt er, welch wichtigen Beitrag der Handwerksberuf zu einer funktionierenden Infrastruktur leistet. «Der Erfolg eines engagierten Handwerkers ist deshalb gesichert, weil das Bedürfnis nach qualitativ hochwertiger Arbeit unübersehbar steigt», ist Brennwald überzeugt und führt aus, dass die Kunst darin bestehe, dieses Gefühl auch bei den ausgebildeten Spezialistinnen und Spezialisten aufrechtzuerhalten.

In der Begegnungszone des Zentrums für Systeme in Rothenburg, wo üblicherweise die Zusammenarbeit innerhalb der Frey+Cie Holding gefördert wird, kamen im Anschluss an das Impulsreferat von Andreas Brennwald die Akteure des Wirtschaftsstandorts Emmen bei Kaffee und Gipfeli ins Gespräch und stellten fest, dass die Frage nach dem «Warum» im eigenen Unternehmen mitunter gar nicht so einfach zu beantworten ist.