Chinesische Einzeltouristen fordern Luzern
Chinesische Individualtouristen stellen die Luzerner Touristiker vor neue Herausforderungen: Sie lassen sich kaum lenken, da sie sich individuell informieren.
Das Wichtigste in Kürze
- In Luzern kämpft die Stadt mit chinesischen Einzeltouristen.
- Weil sie sich oft selbstständig informieren, lasse sich die Masse im Ganzen kaum lenken.
- Die Zahl der chinesischen Logiernächte stieg von 2008 bis 2018 um 450 Prozent.
Luzern Tourismus hat von der Hochschule Luzern wissen wollen, welche Möglichkeiten chinesische Individualtouristen bieten. Die Zentralschweiz sei die Region Nummer eins für Gäste aus China, sagte Tourismusdirektor Marcel Perren bei der Vorstellung der Studie. Rund zehn Prozent der Logiernächte entfielen in dieser Region auf Chinesen.
Logiernächte nahmen um 450 Prozent zu
Die steigende Bedeutung zeigt die Entwicklung der Zahl der chinesischen Logiernächte: Diese nahm in der Zentralschweiz von 2008 bis 2018 um 450 Prozent zu. Grund dafür seien die steigenden Einkommen in China, sagte Studienleiter Jürg Stettler, vor allem das starke Wachstum der Mittelschicht.
Von den 1,4 Milliarden Chinesen reisten 2018 6,2 Millionen nach Europa, eine Million kam in die Schweiz. Dies zeige das enorme Potenzial, sagte Stettler.
Die Hauptgründe, weswegen ein Chinese in die Schweiz kommen will, sind bei Gruppen- und Individualtouristen die gleichen: Berge, Sehenswürdigkeiten und Einkaufen. Wenn Individualtouristen mehr Zeit haben, zeigen sich aber ihre vielfältigen Interessen, und sie sind dann auch an Nischenangeboten interessiert.
Risikoscheu und keine Aktivsportler
Egal wie sie reisen, chinesische Touristen sind risikoscheu, und sie sind keine Aktivsportler. Bergbahnen seien deswegen zentral für ein Naturerlebnis, sagte Stettler. Den chinesischen Touristen genüge ein Schneeerlebnis auf dem Titlis, sie suchten keine dreitägige Wanderung.
Wichtig für Individualtouristen aus China ist gemäss der Studie die Kulinarik. Sie geben etwas weniger für das Shoppen aus als Gruppenreisende. Die Wertschöpfung ist dadurch aber auf mehr Unternehmen verteilt, was für die Tourismusorte interessant ist.
Was bei den chinesischen Einzeltouristen nicht funktioniert, sind Pauschalangebote. Die Individualtouristen fürchten, dass ihnen damit ein günstiges Angebot durch die Lappen gehen könnte.
Sie versuchten sich alle Optionen offenzuhalten, sagte Stettler. Sie reisten aber äusserst gut vorbereitet an. Zentral sei für die Chinesen auf ihren Reisen zudem das Mobiltelefon.
Auch attraktiv für Individualtouristen
Stettler kam damit zum Schluss, dass China auch bezüglich der Individualtouristen ein grosses Potenzial für den Luzerner Tourismus habe. Gezielt lenken liessen sie sich aber nicht, sagte er. Luzern müsse sich über die Qualität und Nischen positionieren.
Vom chinesischen Gruppentourismus abwenden will sich Luzern aber nicht. Sowohl der Gruppen- als auch der Individualtourismus seien relevant, sagte Tourismusdirektor Perren. Ein guter Mix sei ein Vorteil, auch wegen der Jahresauslastung.