HSLU entwickelt Datenräume für mehr Energieeffizienz

Die Hochschule Luzern (HSLU) entwickelt mit dem Projekt SINA eine kostengünstige Lösung für den sicheren Datenaustausch zwischen Gebäuden und Energieversorgern.

Die Hochschule für Wirtschaft im Tribschen in der Stadt Luzern. - Nau.ch / Stephanie van de Wiel

Wie die Hochschule Luzern mitteilt, wächst die Anzahl elektrischer Geräte in Haushalten. Wärmepumpe, Photovoltaikanlage und E-Auto sollen dabei helfen, den CO2-Ausstoss zu reduzieren. Dadurch steigt der Strombedarf.

Ein Problem dabei: Erneuerbare Energie wie Solarstrom ist nicht immer gleichmässig im Netz vorhanden. Um alle Geräte möglichst effizient und flexibel zu betreiben, müssen sie miteinander – und mit dem Stromnetz – kommunizieren.

Dazu braucht es Daten und Datenaustausch. Doch oft erheben und bewirtschaften die Hersteller der Elektroinstallationen ihre Daten nur für sich.

Ein Projekt der HSLU erleichtert nun diesen Datenaustausch und macht so jedes Haus zum potenziellen Smart Home.

Bis zu neun Prozent Stromeinsparungen möglich

Energiemanagementsysteme – auch bekannt als Smart Home – ermöglichen die Abstimmung elektrischer Produzenten (zum Beispiel PV-Anlage), Verbraucher (zum Beispiel Wärmepumpe) und Speicher (zum Beispiel Elektroauto).

Aber Energiemanagementsysteme sind heute nur mit teuren Installationen vor Ort möglich. Dabei können allein durch die Sensibilisierung der Menschen über ihre Messdaten bis zu neun Prozent Stromeinsparungen erreicht werden.

Das zeigen verschiedene Untersuchungen in der Schweiz. Das Prinzip: Wer seine Stromdaten kennt, kann sein Verhalten ändern. Noch weitergedacht, heisst das: Wer alle Stromdaten kennt, kann das komplette Energiesystem optimieren.

Datenräume für die Energiewende

Genau hier setzt die Arbeit der HSLU an. Sogenannte Datenräume ermöglichen den Austausch digitaler Messungen über System- und Plattformgrenzen hinweg.

«Ein Datenraum orchestriert den Zugriff auf die Daten der einzelnen Haushalte. Zusammengeführt sind die Daten sehr wertvoll», sagt Christoph Imboden, Forschungsleiter am Institut für Innovation und Technologiemanagement IIT der HSLU.

Er und sein Team arbeiten unter Einbezug der Privatwirtschaft und mit Unterstützung des Bundesamts für Energie BFE über das Programm EnergieSchweiz an der Digitalisierung und dem Aufbau von Datenräumen im Energiesektor in der Schweiz.

Gleiches Prinzip wie beim E-Banking

«Die Nutzbarkeit von vielen verschiedenen Messpunkten führt zu mehr Energieeffizienz, Flexibilität und überhaupt zu einer viel besseren Ausnutzung der Energie-Infrastruktur», sagt Christoph Imboden. Voraussetzung dafür ist, dass die Eigentümer der Daten damit einverstanden sind.

«Vertrauenswürdige Datenräume zeichnen sich dadurch aus, dass Nutzerinnen und Nutzer ihre Daten nach eigenem Willen und mit der nötigen Kontrolle zur Verfügung stellen können», sagt Christoph Imboden.

«Es funktioniert wie beim E-Banking, wo die Menschen bestimmen, wer ihnen eine digitale Rechnung schicken darf und wer nicht. Mit Datenräumen kann man regeln, wer den eigenen Stromverbrauch optimieren darf und wie.»

Ihm und seinem Team ist es gelungen, einen Datenraum im Energiesektor aufzubauen, der alle Datenschutzanforderungen erfüllt.

Technologie mit vielen Vorteilen

Der von der HSLU entwickelte Ansatz bietet die Infrastruktur, welche Akteuren einen gleichberechtigten Datenzugang auf der Grundlage eines gemeinsamen Kodex mit Vereinbarungen, Regeln und Normen ermöglicht.

Die Daten müssen dabei nicht zentral gespeichert werden. Auch die Installation zusätzlicher Hardware entfällt.

«Das führt zu grossen Kosteneinsparungen, einer Marktdynamisierung und auch zu einer Reduktion der Datenmenge, die transferiert und gespeichert werden muss», so Christoph Imboden.

Riesenpotenzial für Stromersparnis

Die Technologie muss aber noch weiterentwickelt und an die Bedürfnisse der Schweizer Akteure angepasst werden.

Das Potenzial ist jedoch riesig: Würde man 80 Prozent aller Schweizer Haushalte mit Datenräumen zu Smart Homes aufrüsten, könnten jährlich 5,32 Terawattstunden Strom eingespart werden.

Das ist in etwa so viel Elektrizität, wie unsere Bahnen, Trams, Trolleybusse und E-Autos in der Schweiz in einem Jahr verbrauchen.