GLP St. Gallen: Stundung von CCSG-Kredit hat Signalwirkung

Julian Blatter
Julian Blatter

Stadt St. Gallen,

Der in finanzielle Schieflage geratene Verein CCSG schuldet St. Gallen rund 3,9 Millionen Franken. Das Stadtparlament entscheidet bald, wie es weitergeht.

glp Gasser-Beck
Jacqueline Gasser-Beck, Präsidentin der GLP-Fraktion im Stadtparlament der Stadt St. Gallen. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Curling Center St. Gallen schuldet der Stadt aktuell rund 3,9 Millionen Franken.
  • Die finanzielle Situation des Vereins haben sich in den letzten Jahren verschlechtert.
  • Der Stadtrat wollte ihm deshalb zwei Millionen des Darlehens erlassen.
  • Die Geschäftsprüfungskommission will den Betrag hingegen stunden lassen.

2014 weihte der Verein Curling Center St. Gallen (CCSG) seine neue Curlinghalle ein. Rund 5,8 Millionen Franken hat der Bau gekostet, 4,2 Millionen Franken davon kamen aus einem Darlehen der Stadt. Aktuelle sind von dem Betrag noch rund 3,9 Millionen Franken offen.

Das Problem: Der Verein schreibt rote Zahlen, in der Saison 2021/22 resultierte ein Betriebsverlust von rund 90'000 Franken. Mitgliederwachstum und Einnahmen aus der Halle liegen hinter den Prognosen zurück. Auch die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs haben den Verein belastet.

Um den Verein finanziell zu entlasten, wollte der Stadtrat ihm einen Teil des Darlehens, zwei Millionen Franken, erlassen. Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) sieht das anders. Sie will die zwei Millionen erst einmal stunden und auf die darauf abfallenden Zinsen verzichten. Laut GPK entfallen der Stadt so jährlich rund 30'000 Franken Einnahmen.

Das Stadtparlament berät in der kommenden Sitzung am 12. September über den Änderungsantrag der GPK. Nau.ch hat vorab mit Jacqueline Gasser-Beck, Fraktionspräsidentin der GLP-Fraktion, gesprochen. Sie meint, wenn die Stadt die zwei Millionen nicht einfach erlässt, habe das eine Signalwirkung für andere Organisationen.

Nau.ch: Warum hat die Stadt ursprünglich einen Beitrag an den Bau der Halle geleistet?

Jacqueline Gasser-Beck: Die Stadt hat sich damals entschieden, einen Beitrag an den Ersatzbau der Curlinghalle zu leisten, um eine private, in der Stadt sehr gut verankerte Breiten- und Spitzensportorganisation finanziell zu unterstützen. Grundsätzlich ist es zu begrüssen, dass die Stadt nicht nur populäre Sportarten, sondern auch Nischensportarten wie Curling, in denen sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene herausragende Leistungen lokaler Sportler erbracht werden, unterstützt.

Ohne die unerwarteten Herausforderungen der Corona-Pandemie hätte der Businessplan der Organisation standgehalten. Leider hat die Pandemie, wie bei vielen anderen Vereinen, zu einem Mitgliederrückgang geführt, der die finanzielle Lage zusätzlich belastet hat.

Nau.ch: Weshalb möchte die GPK die zwei Millionen Franken nicht wie der Stadtrat erlassen, sondern stunden?

Jacqueline Gasser-Beck: Ein Erlass würde bedeuten, dass die Stadt bereits eine komplette Abschreibung des Betrags vornimmt. Mit einer Stundung hingegen möchte die GPK die Möglichkeit offenhalten, dass die Organisation in der Zukunft, wenn sich ihre finanzielle Situation verbessert, den Betrag zurückzahlen kann. Dies hat auch eine Signalwirkung für andere private Organisationen und zeigt, dass die Stadt zwar unterstützend eingreift, aber auch eine gewisse Verantwortung von den Organisationen erwartet.

Nau.ch: Genügt eine Stundung plus Zinserlass in Anbetracht der finanziellen Situation des Vereins überhaupt?

Jacqueline Gasser-Beck: Diese Frage ist schwierig zu beurteilen, da die aktuellen Voraussetzungen für den Verein herausfordernd sind. Die steigenden Energiekosten, sowie das gesteigerte Nachhaltigkeitsbewusstsein der Bevölkerung setzen Eissportarten zunehmend unter Druck. Gelingt eine lokale nachhaltige Finanzierung nicht, müsste über nationale Finanzierungsmöglichkeiten, beziehungsweise über eine Konsolidierung auf wenige regionale Zentren nachgedacht werden. Mittelfristig macht es sicher wenig Sinn in St. Gallen und Uzwil eine Curlinghalle zu betreiben.

Nau.ch: Ein weiterer Lösungsansatz wäre laut Stadtrat der Kauf der Halle gewesen. Letztlich hat man sich nicht dafür entschieden. Was spricht gegen einen Kauf?

Jacqueline Gasser-Beck: Ein Kauf der Halle durch die Stadt wäre aus mehreren Gründen nicht zielführend. Einerseits, weil der städtische Auftrag im Bereich des Breitensports liegt und andererseits, weil das spezifische Fachwissen zum wirtschaftlichen Betrieb einer Curlinghalle fehlt.

Ein Kauf der Halle durch die Stadt würde lediglich Sinn machen, wenn die Halle auch anderweitig genutzt werden könnte. Aus heutiger Sicht hätte man damals wohl besser in eine multifunktional nutzbare Sport- und Freizeiteinrichtung investiert, um den vielfältigen Bedürfnissen und Interessen der Bürgerinnen und Bürger besser gerecht zu werden. Dieser Gedanke sollte uns als Leitfaden für zukünftige städtische Investitionen in privat betriebene Sportinfrastruktur dienen.

Zur Person

Jacqueline Gasser-Beck, Präsidentin der GLP-Fraktion im Stadtparlament der Stadt St. Gallen. Beruflich ist sie als Leiterin des Teaching Innovation Labs der Universität St. Gallen tätig. Gasser-Beck war in ihrer Jugend selbst über 10 Jahre aktive Curlerin und ist J+S-Leiterin Curling.

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