Neo Magazin Royale
Jan Böhmermann hat sein «Neo Magazin Royale» zur Marke im deutschen Fernsehen gemacht - und sich dabei oft neu erfunden. Ob ihm das noch einmal gelingt? Nun kommt der «juwelenbesetzte Ring am ausgestreckten Mittelfinger des Zweiten Deutschen Fernsehens» zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Jan Böhmermann (37) hat Winterpause gemacht, aber so richtig weg war er nicht.
Eher das Gegenteil war der Fall: Böhmermann war voll da, voll in seinem Element.
Die Sendepause seines «Neo Magazin Royale» hat der Moderator genutzt, um durch Deutschland, Österreich und die Schweiz zu reisen - und zu singen. Böhmermann war auf Konzert-Tour, ganz altmodisch, so wie einst James Last. Und man gewann den Eindruck, dass ihm das viel Spass machte - die Zahl seiner mit Herzchen-Emoticons versehenen Tweets zog jedenfalls erkennbar an. Man konnte es als Ausflug betrachten - ein Ausflug, der nun endet.
Am Donnerstag (21. Februar, 22.15 Uhr) kehrt der Chefsatiriker des «Zweiten Deutschen Internets» zurück an seinen angestammten Arbeitsplatz. Seine wöchentliche Fernsehshow «Neo Magazin Royale» kehrt auf ZDFneo aus der Winterpause zurück. In der Nacht zum Samstag (23. Februar, 0 Uhr) wird sie im Hauptprogramm des ZDF wiederholt.
Böhmermann hat stets damit kokettiert, ein Nischen-Phänomen zu sein, dessen Gags ein grosser Teil Deutschlands entweder nicht versteht oder sie doof findet. Dennoch gelang es ihm immer wieder, das ganz grosse Medienrad zu drehen - angefangen beim «#Varoufake» 2015, bei dem er vorgaukelte, ein umstrittenes Video mit dem damaligen griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis gefälscht zu haben. Sein «Schmähgedicht» über den türkischen Präsidenten Erdogan von 2016 ist mittlerweile bundesdeutsche Geschichte. Die «Böhmermann-Affäre» hat längst einen eigenen Wikipedia-Eintrag.
Diese ganz grossen Nummern liegen allerdings alle schon ein Weilchen zurück. Zuletzt war zu beobachten, wie sich Böhmermann eher im guten, alten Fernsehhandwerk übte - wie etwa mit seinem sehenswerten Special «Böhmermanns perfekte Weihnachten», ein satirischer 30-Minuten-Film - und eine Art «Weihnachten bei Hoppenstedts» für die Generation Y. Die Frage ist nun: Gibt es abermals eine Metamorphose?
Wer Böhmermann fragt, was die neue Staffel bringt, bekommt einen echten Böhmermann zurück. «Der ZDF-Programmdirektor hat mich im diesjährigen Personalgespräch mit Nachdruck darum gebeten, dass ich das "Neo Magazin Royale" in diesem Jahr endlich in Richtung einer familientauglichen Varieté-Show à la "Die Helene Fischer Show" weiterentwickeln solle», lässt er ausrichten. «Dabei versicherte er mir, dass ihm Inhalt und Quote völlig egal seien, solange er mich möglichst lange hilflos an einem Drahtseil unter der Studiodecke baumeln sehen würde.»
Kurzum: Man muss sich überraschen lassen. Das ZDF verspricht für die neuen Folgen eine «Mischung aus Politikern, YouTubern und Musikern» als Gäste. ZDF-Intendant Thomas Bellut (63) hatte sich Ende des vergangenen Jahres sehr zufrieden über die Arbeit des Satirikers gezeigt und von einem «prima Jahr für Böhmermann» gesprochen. Dazu noch mal O-Ton Böhmermann: «Ich bin froh, dass ich das ZDF habe und ich denke, das ZDF ist auch froh, dass es mich hat. Wenn ich mich richtig erinnere, sagte ZDF Intendant Dr. Thomas Bellut einmal, ich sei der juwelenbesetzte Ring am ausgestreckten Mittelfinger des Zweiten Deutschen Fernsehens. Ich weiss zwar nicht, was er damit meinte, aber es klingt einleuchtend.»
Es ist nicht auszuschliessen, dass Böhmermann wieder singen wird. Denn immerhin diese Gewissheit gibt es: Erster Gast am Donnerstag ist ein Musiker. Schlagzeuger Bela B. (56) von der Band Die Ärzte kommt.