Robert De Niro wieder als Mafiosi
Vor 45 Jahren drehten sie ihren ersten gemeinsamen Film – nun steht Robert De Niro erneut für Martin Scorsese vor der Kamera: für «The Irishman».
Das Wichtigste in Kürze
- 2019 kann man Robert de Niro wieder mal in seiner Paraderolle als Mafiosi bewundern.
- In «The Irishman» spielt der fast 75-Jährige einen Auftragsmörder.
Auch mit 75 Jahren hat es Robert De Niro als Mafioso noch drauf. Mit schmierig zurückgekämmten Haaren, offener Lederjacke und zwei Knarren in der Hand steht er über seinem Opfer – so wirbt ein Poster für den Mafiathriller «The Irishman». Mit De Niro, Al Pacino, Joe Pesci und Harvey Keitel trommelte Martin Scorsese ein altbewährtes Team zusammen. Es ist der neunte gemeinsame Spielfilm der Altmeister De Niro und Scorsese, nach Klassikern wie «Taxi Driver» und«Wie ein wilder Stier».
De Niro verwandelt sich diesmal in den Auftragsmörder Frank «The Irishman» Sheeran, dem nachgesagt wird, mehr als 25 Morde begangen zu haben. Der Film ist im Kasten, 2019 soll er herauskommen. Mit digitaler Nachbearbeitung will Scorsese die Figuren für mehrere Zeitebenen um Jahrzehnte verjüngen.
De Niro wird 75
De Niro, der am 17. August 75 Jahre alt wird, steht zu seinem Alter, zumindest auf der Leinwand. In der anzüglichen Hochzeits-Komödie "The Big Wedding" (2013) mimte er einen alternden Schürzenjäger mit grauweissem Bart, der mit Potenzmitteln nachhelfen muss. Er haute in der Männer-Komödie "Last Vegas" als alter Kauz auf den Putz. Als sexwütiger Grossvater in "Dirty Grandpa" (2016) überbot er sich dann mit derb-dämlichen Sprüchen an der Seite von Jungstar Zac Efron.
Als Comedy-Star machte De Niro in den letzten Jahren zumindest kräftig Kasse. In der Erfolgskomödie «Reine Nervensache» mimte er einen für die Psychiater-Couch reifen Mafiaboss. In «Meet the Parents» und den zwei Hit-Sequels ist er der unmögliche Schwiegervater, in «The Intern» ein Rentner, der aus Langeweile Praktikant wird, Anne Hathaway mimte die junge Chefin.
«Ein bisschen von ihm steckt in mir»
«Ein bisschen von ihm steckt in mir. Auch ich kann mir ein Leben ohne Arbeit nicht vorstellen», sagte der sieben Mal für einen Oscar nominierte Schauspieler – damals 72 – vor dem Kinostart. «Aber in meinem Alter wird man nachdenklich. Ich habe schliesslich höchstens noch 30 Jahre Karriere vor mir», witzelte er weiter.
Diese Slapstickauftritte sind Jahrzehnte und Welten von den Filmen entfernt, die De Niro zur Legende machten. Die Szenen, in denen er 1976 als einsamer «Taxi Driver» durch New Yorks düstere Strassen fährt, sind Kult. Er spielt die Figur seines in den Wahn abdriftenden Helden so dicht, dass der Film gut 40 Jahre später nichts von seiner verstörenden Eindringlichkeit verloren hat.
Akribische Vorbereitung
De Niro gilt seither als einer der grössten Schauspieler Hollywoods – ein Experte für Aussenseiter, gebrochene Charaktere und Menschen am Rande der Gesellschaft. Völlig in seinen Figuren aufzugehen war De Niros besondere Kunst. Besonders in seinen frühen Arbeiten bereitete er sich mit unendlicher Akribie auf seine Rollen vor. Für den Film «Wie ein wilder Stier» (1980), der die Lebensgeschichte des Boxers Jake La Motta erzählt, nahm er fast ein Jahr lang Unterricht bei der Boxlegende. Um in der zweiten Filmhälfte den alternden Champion überzeugend spielen zu können, legte er 25 Kilogramm Gewicht zu.
Die Mühe lohnte sich: Für das Boxer-Porträt wurde der Schauspieler mit einem Oscar als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Schon 1975 hatte er für seinen Auftritt als Vito Corleone in Francis Ford Coppolas vielfach preisgekröntem Werk «Der Pate II» einen Oscar als bester Nebendarsteller erhalten. De Niro lernte dafür monatelang den sizilianischen Dialekt.
Bobby Milk aus Little Italy
Der Sohn einer italienisch-irischen Künstlerfamilie wuchs bei der Mutter im New Yorker Viertel Little Italy auf. Wegen seiner hellen Gesichtsfarbe hiess er dort nur Bobby Milk. Mit 16 verliess er die Schule und tingelte mit Theatergruppen herum. Seine Ausbildung erhielt er in den Workshops von Lee Strasberg und Stella Adler.
Die Hollywood-Erfolge konnten De Niro nicht von seiner Heimatstadt weglocken. Der leidenschaftliche New Yorker betreibt dort mit seiner Produktionsfirma Tribeca das gleichnamige Filmfestival. Er hatte es nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 initiiert, um bei der Wiederbelebung der wirtschaftlich angeschlagenen Gegend im Süden von Manhattan zu helfen.
Sechsfacher Vater und Ehemann
In New York lebt der sechsfache Vater mit seiner zweiten Frau, Schauspielerin Grace Hightower. Ihr erster gemeinsamer Sohn, Elliot, wurde 1998 geboren. Mit 68 Jahren wurde De Niro dann noch einmal Vater. Eine Leihmutter brachte Tochter Helen Grace 2011 zur Welt.
De Niro hat sich längst als lautstarker Gegner von Donald Trump geoutet. Bei der Vergabe der Tony-Theaterpreise im Juni beleidigte er den US-Präsidenten auf offener Bühne. «Ich will nur eines sagen: Fuck Trump! Es kann nicht mehr heissen: Weg mit Trump! Es heisst Fuck Trump!», wetterte der Schauspieler. In einer früheren Verbalattacke sprach er von seiner Bürgerpflicht, gegen «den Idioten» Trump Stellung zu beziehen.