Zoe Saldana und Sam Worthington: Das steckt hinter «Avatar 1,5»
Zum Start des mit Spannung erwarteten Sequels «Avatar: The Way of Water» sprechen Zoe Saldana und Sam Worthington über das geheime Skript zu «Avatar 1,5» und ihr Idol James Cameron, für den sie minutenlang die Luft anhielten.
Am 14. Dezember startet «Avatar: The Way of Water» von Oscarpreisträger James Cameron (68) in den deutschen Kinos. Die Hollywood-Stars Zoe Saldana (44) und Sam Worthington (46) werden in der «Avatar»-Fortsetzung erneut per Motion-Capture-Verfahren zu blauen Na'vi-Ureinwohnern des Mondes Pandora. Für die von ihnen gespielten Figuren Jake Sully und Neytiri hat sich in der Zwischenzeit einiges geändert: Sie sind Eltern geworden – und müssen ihre fünfköpfige Familie beschützen, als die Menschen nach längerer Abwesenheit mit mörderischen Absichten nach Pandora zurückkehren.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news sprechen Saldana und Worthington über die technisch herausfordernden Dreharbeiten zu «Avatar 2», die Entwicklung ihrer Figuren und das grosse Idol James Cameron.
«Avatar» aus dem Jahr 2009 ist zum bislang umsatzstärksten Film der Kinogeschichte geworden. Konnten Sie sich das vorstellen, als Sie vor langer Zeit zugestimmt haben, den Film zu machen?
Zoe Saldana: Ich war einfach glücklich, mit einem meiner Idole zu arbeiten. James Cameron ist die Person hinter Ellen Ripley aus «Alien» und Sarah Connor aus «Terminator». Als Kind waren das meine Heldinnen. Wegen dieser ikonischen Figuren bin ich erst Schauspielerin geworden. Deshalb war ich einfach dankbar, als er mich ausgewählt hat. Als «Avatar» dann so bedeutsam wurde und weltweit so viel Resonanz fand, wurde für mich ein Traum wahr.
Die Unterwasserszenen in «Avatar: The Way of Water» waren für Sie physisch herausfordernd. Sie drehten in neun Metern Tiefe in einem riesigen Wassertank – und mussten minutenlang die Luft anhalten. Wie haben Sie das geschafft?
Worthington: Das Geheimnis ist der höhere Sauerstoffgehalt des Blutes. In unserer Atmosphäre, die wir jeden Tag einatmen, liegt der Anteil von Sauerstoff bei 24 Prozent. Unter Wasser hatten wir bis zu 60 Prozent Sauerstoff im Blut.
Man kann sich das vorstellen, wie in einem Videospiel. Durch mit Sauerstoff angereicherte Luft lädt man einen riesigen Energiebalken auf. Das gibt einem ein grösseres Zeitfenster für die Aufnahme der Szene. Wenn man dann noch seinen Puls und Geist beruhigt, kann man minutenlang unter Wasser bleiben.
Solche Unterwasserszenen sind aber noch nie zuvor probiert worden. Es ist grossartig, Teil von etwas so Bahnbrechendem zu sein, bei dem die Menschen denken: Wow, wie habt ihr das geschafft?
Bei den Dreharbeiten kamen dann auch Unterwasser-Drohnen zum Einsatz, wenn Ihre Charaktere im Film auf den Tieren von Pandora reiten?
Worthington: Ja, es gab verschiedene Arten von Drohnen. Es gab diese tauchfähigen Jetskis – so könnte man sie nennen. Wenn unsere Figuren im Film unter Wasser auf den Kreaturen reiten, sind also Menschen bei den Dreharbeiten auf den Jetskis geritten, haben sie gesteuert, und wir sassen als Darsteller noch einmal auf ihnen drauf.
Saldana: Die Dreharbeiten unter Wasser haben uns viel abverlangt. Sehr viel Training und Vorbereitung waren nötig. Unsicher haben wir uns dabei allerdings nie gefühlt. Unser Stunt-Team bestand aus Experten im Freitauchen, und die Filmcrew war es gewohnt, unter Wasser zu drehen. Jeder hat auf den anderen aufgepasst.
In «Avatar: The Way of Water» kehren die Menschen mit finsteren Absichten nach Pandora zurück. Was macht sie im zweiten Teil noch gefährlicher als in «Avatar»?
Worthington: Nun, die Erde liegt im Sterben, also gibt es für sie kein Zurück. In diesem Teil steht die Idee der kompletten Kolonialisierung sehr viel mehr im Vordergrund als noch im ersten, als es noch vornehmlich darum ging, das Mineral Unobtainium abzubauen. Jetzt entdecken die Menschen auf Pandora Dinge, die ihren Maschinen und ihrer Technologie noch mehr Macht verleihen. Die Menschen stellen also in «Avatar 2» definitiv eine grössere Gefahr dar, eben weil sie nichts mehr zu verlieren haben.
Wie erging es Ihren Figuren Jake und Neytiri zwischen den beiden Filmen? Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Worthington: James Cameron hat ein Skript zu «Avatar 1,5» verfasst, um uns Schauspielern genau das zu erzählen. Es ist ein komplett ausgearbeitetes, detailliertes Drehbuch darüber, welche Schlachten Jake und Neytiri in der Zwischenzeit geschlagen haben, wie sich ihre Liebesgeschichte weiterentwickelt hat und wie sie eine Familie aufgebaut haben.
Zu Beginn von «Avatar: The Way of Water» haben sie ... nun, nicht fünf Kinder, aber fünf Mitglieder in ihrer Familie. Sie adoptieren das Mädchen Kiri [gespielt von Sigourney Weaver], haben drei eigene Kinder, und dann gibt es noch einen Streuner, der immer mit den Na'vi-Kindern rumhängt und Spider heisst. In diesem Film geht es also darum, wie sie mit dieser Einheit umgehen und diese Einheit beschützen.
Ihre Charaktere Jake und Neytiri sind in «Avatar 2» oft mit der Kindererziehung beschäftigt. Ihre Kids wollen nicht wirklich auf Sie hören. Erkennen Sie darin auch Ihre persönliche Erfahrung als Eltern wieder?
Worthington: Ich erkenne darin meine eigene Erfahrung als Teenager wieder. Ich fühlte mich ein wenig wie ein Aussenseiter und wusste nicht, wer ich bin. Deswegen habe ich als Teenager gegen alles rebelliert. Und ich denke, Jake und Neytiri wollen nicht, dass ihre Kinder sie nachahmen und zu Kriegern werden, weil sie das in Gefahr bringen würde. Ich liebe die Szene, als Neytiri zu Jake sagt: Behandle die Kinder nicht so militärisch. Dadurch wird er viel sanfter.
Saldana: Absolut. Die Angst, die Kinder zu verlieren, ist viel grösser, als sie einfach frei sein zu lassen. Aber die elterliche Liebe sollte nicht der Angst entspringen.
In «Avatar 2» spielt Sigourney Weaver Ihre 14-jährige Adoptivtocher Kiri.
Worthington: Das hört sich verrückt an (lacht).
Hat sie es in Ihren Augen geschafft, eine Teenagerin darzustellen?
Saldana: Sigourney Weaver ist in «Avatar 2» sehr aussergewöhnlich. Sie hat es auf alle Fälle geschafft. Denn sie ist nicht nur eine hervorragende Schauspielerin und sehr diszipliniert, sie war auch einmal 14 Jahre alt. Diese Erfahrung hat sie erneut aufgegriffen, und es war wunderbar, sie bei ihrem Prozess zu beobachten. Wir haben dann im Grunde lediglich die Dynamik gespielt, die James Cameron zwischen Neytiri und Kiri aufgebaut hatte. Das war wunderschön.
James Cameron hat vor Kurzem erklärt, dass er sich sogar «Avatar 6 und 7» vorstellen kann – noch über die nun geplanten vier Sequels bis hin zu «Avatar 5» hinaus. Seiner Kalkulation nach wäre der finale Film dann in 20 Jahren abgeschlossen. Wären sie auch bei «Avatar 6 und 7» noch dabei?
Worthington: Ich würde immer für James Cameron vor der Kamera stehen – komme, was wolle (lacht).
Saldana: Warum nicht? Selbst wenn ich einmal im Rollstuhl sitzen sollte, sollen sie mich ans Set schieben. Für mich sind die «Avatar»-Dreharbeiten eine einmalige Erfahrung gewesen. Wenn ich das für den Rest meines Lebens machen könnte, wäre das ein grosses Geschenk. Das Film-Business kann manchmal so flüchtig sein. Oft hat man während der Dreharbeiten eine besondere Erfahrung, dann kommt man aber danach nie wieder für eine Fortsetzung zusammen. Was «Avatar 2» für mich besonders gemacht hat, ist, dass wir alle diese Geschichte und diese Welt zutiefst schätzen. Wir als Darsteller können daher Teil von etwas wirklich Besonderem sein. Es ist ein wundervolles Gefühl, an «Avatar» beteiligt zu sein.