Coronavirus: Jeder hundertste Ungeimpfte über 80 Jahre ist tot
Die Omikron-Variante: Milder, aber der Impfschutz sinkt. Eine Auswertung der Todesfall-Zahlen zeigt nun, welche Bevölkerungsgruppen das grösste Risiko tragen.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch in der Omikron-Welle sterben noch Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus.
- Der im Schnitt mildere Verlauf steht dem schlechteren Schutz der Impfung gegenüber.
- Eine Auswertung zeigt, welche Personengruppen besonders gefährdet sind.
Etwa seit Woche 49 des vergangenen Jahres hat die Omikron-Variante die Delta-Variante verdrängt. Seither sinkt die Anzahl Hospitalisationen pro Tag – und konsequenterweise auch die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Eine Auswertung der Daten nach Alter und Impfstatus zeigt: Einige Bevölkerungsgruppen haben auch aktuell noch ein sehr hohes Sterberisiko.
Viele Ungeimpfte, viele Unbekannte
Die gute Nachricht: Auch während der Omikron-Welle stirbt kaum jemand unter 40 Jahren. Das war schon während der Delta-Phase und zuvor mit der Alpha-Variante der Fall. Die Zahlen der U40 sind so klein, dass ein einzelner Todesfall je nach dem die ganze Statistik verzerrt. Zugunsten einer besseren Übersicht haben wir deshalb die jüngsten vier Zehnjahres-Gruppen weggelassen.
Das Bild für die Phase seit Woche 49 ähnelt denjenigen früherer Phasen: Je älter, desto höher das Sterberisiko. Das gilt auch für Geimpfte: Ihr Anteil steigt mit dem Alter ebenfalls an. Bei den über 80 Jährigen waren rund die Hälfte der Verstorbenen ungeimpft.
Der Anteil derjeniger mit Impfstatus «unbekannt» ist beträchtlich, aber schon viel kleiner als in früheren Phasen. Es entsteht der Eindruck, der Impfschutz mit einer, zwei oder drei Dosen sei speziell in dieser Altersgruppe minim.
Ist die Impfung gegen Omikron reine Kosmetik?
Der Eindruck täuscht indes, denn die reinen Todesfallzahlen vermitteln nicht das ganze Bild. Zwar sind «nur» 251 Ungeimpfte Ü80 in diesem Zeitraum gestorben, gegenüber 286 mit unbekannter oder zumindest teilweiser Impfung. Allerdings gibt es auch nur rund 20’000 ungeimpfte Ü80. Lies: Rund ein Hundertstel dieser Personengruppe ist allein seit Mitte Dezember 2021 im Zusammenhang mit Coronavirus gestorben.
Demgegenüber zählt die Schweiz aktuell rund 350’000 Personen über 80, die geboostert sind. Also fast zwanzig mal mehr als die Ungeimpften, aber weniger als ein Drittel so viele Todesfälle. Betrachtet man die Anzahl (hypothetischer) Todesfälle pro 100’000 Personen in der jeweiligen Bevölkerungsgruppe, ergibt sich ein völlig anderes Bild.
Mit dieser sogenannten Inzidenz oder Mortalität zeigt sich: Über 80 Jahre alte Personen haben ein grosses Sterberisiko. Sind sie jedoch geboostert, ist ihr Wert sogar besser als der von geimpften 70-Jährigen. Und etwa halb so hoch wie der von ungeimpften 60+.
Wer stirbt an Omikron?
Der Vergleich der Inzidenzen mit Omikron gegenüber früheren Phasen der Pandemie über alle Altersgruppen hebt deutliche Unterschiede hervor. So hatte die Impfung bereits während Delta eine etwas weniger gute Schutzwirkung. Aktuell haben Ungeimpfte ein leicht kleineres Sterberisiko als mit Delta, was wohl auf die generell milderen Verläufe zurückzuführen ist. Deutlich sind die Unterschiede bei der Anzahl Impfdosen: Erst der Booster drückt das Sterberisiko eindeutig nach unten.
Fazit: Trotz milderer Variante sterben noch Menschen in der Schweiz im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Eindeutig überdurchschnittlich betroffen sind Personen über 80 Jahre und Personen, die ungeimpft sind. Trifft beides gleichzeitig zu, wird das Sterberisiko astronomisch hoch. Mit Vorsicht zu geniessen sind die Werte zu teilweise geimpften Personen: Diese Gruppe ist immer sehr klein und mit ständig wechselndem Personal.
Statistische Vorbehalte
Wie immer gilt: Statistische Auswertungen sind nicht die absolute Wahrheit. Einerseits haben wir verschiedene Annahmen treffen müssen, andererseits sind die Daten nicht vollständig.
Das BAG bewertet jeden einzelnen Eintrag in der über 30’000 Zeilen langen Tabelle bezüglich seiner Vollständigkeit. «Genügend» ist dabei keiner, viele sind «ungenügend» oder «limitiert». Auch wissen wir nicht mit Sicherheit, was andere Faktoren für eine Rolle spielen.
Schützen sich Ungeimpfte umso besser mit anderen Massnahmen, bleiben Risikopersonen vermehrt zuhause? Stimmt die Populationsgrösse, wenn täglich Menschen sterben und täglich mehr geimpft wird? Welche Rolle spielt Delta, wenn es zu rund zwei Prozent nach wie vor kursiert? Verteilen sich diejenigen mit Impfstatus «unbekannt» gleichmässig auf die andere Kategorien?
Immerhin: Während einem Jahr gab es keine einzige Todesfallmeldung, bei der gleichzeitig Alter und Impfstatus unbekannt waren.