Die Nacht der langen Messer aus dem Bellevue in Bern
Am Mittwochmorgen wählt die Bundesversammlung wahrscheinlich erstmals zwei Frauen gleichzeitig. Störmanöver im Hotel Bellevue in Bern waren nicht auszumachen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Abend vor Bundesratswahlen findet in Bern die «Nacht der langen Messer» statt.
- Parlamentarier schmieden dort noch letzte Pläne. Heuer bleibts jedoch ruhig.
- Nau hat sich im Bellevue umgehört.
23:30 Nau macht Schluss!
Merci fürs Mitfiebern! Wir beenden hiermit die Berichterstattung und wünschen Ihnen einen schönen Abend.
22: 26 Tamy Glauser, Model und Klima-Botschafterin
Tamy Glauser ist in Bundesbern als Klima-Botschafterin. Sie hat den Politbetrieb sehr interessant gefunden, weil man mal die menschliche Komponente von Politikern sehe. Jedoch: «Ich würde wahrscheinlich Albert Rösti nicht erkennen», gibt sie zu.
Sie findet es super, dass morgen wohl zwei Frauen gewählt werden. Noch besser sei, wenn es irgendwann nicht mehr darauf ankomme, wie viele Frauen oder Männer im Bundesrat sind. Wenn ein Mann besser qualifiziert sei, soll man nicht Frauen bevorzugen – «Nein, ich hab jetzt damit nicht gesagt, dass Hans Wicki nichts taugt», fügt sie an.
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Nau - Interview mit Tamy Glauser, Klima-Botschafterin.
21:49 Andreas Glarner, SVP-Asylchef und -Nationalrat
Anderer Meinung als Glättli ist Andreas Glarner: Z’graggen werde gewählt. Darum gehe er heute auch höchstens eine halbe Stunde später ins Bett als normal, denn er müsse morgen komplizierte Namen mit Apostroph richtig schreiben. Amherd, findet Glarner eine Katastrophe. Würde sie gewählt, dann würde noch ganz viel Unschönes zum Vorschein kommen, das sei jetzt schon absehbar.
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Nau - Interview mit Andreas Glarner, Nationalrat SVP.
21:22 Balthsar Glättli, Fraktionspräsident Grüne
Die Grünen geben sich zahm – aber nur bei dieser Wahl. 2019, wenn Gesamterneuerungswahlen anstehen, sehe das anders aus: «Es gibt eine Klima-Wahl. Dann werden wir unsere Ansprüche wieder anmelden.»
Für die Schneider-Ammann-Nachfolge sei der Fall klar: Karin Keller-Sutter werde gewählt. Es sei bereits eine Niederlage, wenn sie in einen zweiten Wahlgang müsse. Glättli geht davon aus, dass Amherd gewählt wird. Auch wenn sich bisher nur von der GLP und BDP eine eindeutige Unterstützung erhielt. Gegen sie – und für Z’graggen – ist nur die SVP.
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Nau - Interview mit Baltasar Glättli.
20:48 Im Bellevue in Bern geben sich die Politikerinnen und Politiker ein Stelldichein. Darunter sind jedoch Gesichter, die man in Bundesbern weniger erwarten würde.
Was erwartet uns an der «Nacht der langen Messer»?
Es ist wieder so weit: Heute Dienstagabend trifft sich Krethi und Plethi der Schweizer Politik- und Medienszene im Berner Edelhotel «Bellevue» zur sagenumwobenen «Nacht der langen Messer». Journalisten halten Ausschau nach konspirativen Treffen und spitzen die Ohren, wenn Politiker die Köpfe zusammenstecken.
Dass in unmittelbarer Bundeshaus-Nähe an der Bar tatsächlich Strippenzieher noch einen CVP-Sprengkandidaten aufbauen oder sich gegen die FDP-Favoritin Karin Keller-Sutter verschwören, ist indes höchst unwahrscheinlich.
Ist es nur die «Nacht der langen Drinks»?
Doch wieso das Tamtam um den Vorabend von Bundesratswahlen? Der Begriff der langen Messer geht auf das Jahr 1983 zurück, als es um die Nachfolge des im Amt verstorbenen SP-Bundesrats Willy Ritschard ging.
Quasi über Nacht bauten FDP-Strippenzieher Otto Stich auf, der sich am nächsten Morgen gegen die offizielle SP-Kandidatin Lilian Uchtenhagen durchsetzte. Zu einem Revival kamen die langen Messer dann 2007, als Mitte-Links der Coup gelang, Christoph Blocher (SVP) durch Eveline Widmer-Schlumpf zu ersetzen.
Seither würde die «Nacht der langen Drinks» das Treiben in Bern treffender umschreiben. Denn tatsächlich ist der Vorabend von Bundesratswahlen zu einem Stelldichein des Berner Politkuchens geworden. Dazu gesellen sich auch prominente Journalisten und Experten, die sonst selten im Bundeshaus anzutreffen sind.
Diskutiert wird dabei mangels Geheimplänen vielleicht auch über den Ursprung des Begriffs der langen Messer. Historiker nennen ein Massaker an britischen Adligen im Jahre 450 – und später Hitlers Röhm-Putsch, bei dem der Diktator 1934 potentielle Konkurrenten ermorden liess.