Elisabeth Baume-Schneider: «E-Patientendossier ist die Zukunft»

Bei einem Besuch in Madrid informierte sich Elisabeth Baume-Schneider unter anderem über das elektronische Patientendossier. Ohne dieses komme man nicht weiter.

Elisabeth Baume-Schneider will beim EPD vorwärts machen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Elisabeth Baume-Schneider lässt sich beim E-Patientendossier von Spanien inspirieren.
  • Das südeuropäische Land setzt schon lange auf dieses System.
  • Trotz aller Herausforderungen: Für die SP-Bundesrätin ist das EPD die Zukunft.

Das elektronische Patientendossier sorgt in der Schweiz bereits seit geraumer Zeit für Diskussionen. Die Umsetzung kommt nur schleppend voran – anders sieht es beispielsweise in Spanien aus.

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider ist deshalb nun nach Madrid gereist. Sie sprach unter anderem mit Gesundheitsministerin Monica Garcia Gomez darüber, wie das südeuropäische Land die Umsetzung vorantrieb.

Das Schweizer Innendepartement schrieb dazu in einer Medienmitteilung, Spanien sei, ähnlich wie die Schweiz, institutionell dezentral organisiert. Das Land verfüge über langjährige Erfahrungen mit dem E-Dossier. Seit 2015 ist dieses Standard.

Elisabeth Baume-Schneider: Jeder Schweizer soll ein EPD erhalten

In einem Interview mit «CH Media» bestätigt Baume-Schneider zunächst, dass die Schweiz aus ihrer Sicht hinterherhinkt: «Spanien treibt das Projekt schon viel länger voran, unterdessen ist das Patientendossier für viele Realität.» Man nutze eine Patientenkarte oder eine App, wenn man Gesundheitsleistungen in Anspruch nimmt.

Anders sieht es hierzulande aus: «Derzeit hat knapp ein Prozent der Bevölkerung ein elektronisches Patientendossier», hält Baume-Schneider fest. Das müsse man verbessern.

Wie in Spanein soll auch in der Schweiz jede Person ein E-Patientendossier erhalten, sagt die SP-Politikerin. Eröffnet wird dieses automatisch, allerdings soll es die Möglichkeit geben, auf ein solches Dossier zu verzichten. Spitäler und Ärzte müssen dieses Dossier jeweils unterhalten, die technische Infrastruktur soll zentralisiert werden. Die Sicherheit sei dank der E-ID ebenfalls gegeben.

Die neuen Vorschläge zum EPD hat die Innenministerin Ende September bereits an einer Medienkonferenz präsentiert.

Bis ein solches Projekt realisiert werden könne, brauche es Zeit, stellt Elisabeth Baume-Schneider klar. Das zeigt sich auch am spanischen Beispiel. Dennoch betont die Bundesrätin: «Ohne das EPD kommen wir nicht weiter. Es ist die Zukunft.»

Ärzte machen trotz EPD zweites Röntgenbild

Gemäss «CH Media» haben die Spanier ebenfalls Herausforderungen zu überwinden gehabt. Unter anderem, dass die Akteure im Gesundheitswesen das System zu Beginn gar nicht genutzt haben.

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Die Möglichkeit, Geld an vorbildliche Akteure zu zahlen, schliesst Elisabeth Baume-Schneider jedoch aus: «Das ist nicht im Sinn des Projekts. Ärzte und Spitäler werden innerhalb des Tarifsystems für solche Leistungen bereits vergütet.» Wenn eine bestimmte Zahl an Dossier eröffnet worden sei, würden alle die Vorteile erkennen.

Eine weitere Schwierigkeit: Spanische Ärzte machen trotz EPD manchmal immer noch eigene Röntgenbilder, obwohl bereits eines vorliegt. «Das hat mich überrascht», gibt Baume-Schneider zu. In der Schweiz könne das wahrscheinlich auch passieren, sagt sie: «Die meisten Ärzte vertrauen jedoch auf die Arbeit anderer und haben den Willen, die Kosten zu dämpfen.»