Wer ist schuld am Prämienschock, Elisabeth Baume-Schneider?
Die Krankenkassenprämien steigen auch 2025 unentwegt. Bundesrätin Baume-Schneider sagt im Nau.ch-Interview, warum sie zuversichtlich bleibt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Krankenkassenprämien steigen definitiv um sechs Prozent.
- Trotz vieler Arztbesuche: Die Bevölkerung sei nicht selbst schuld, sagt die Bundesrätin.
- Sie ist zuversichtlich, dass Stimmvolk und Parlament wirkungsvollen Massnahmen zustimmen.
Auch 2025 werden die Krankenkassen-Prämien steigen: Im Durchschnitt um 6 Prozent, wobei es die Versicherten je nach Kanton kaum (Basel-Stadt mit 1,5) oder sehr schlimm (Tessin mit 10,5) treffen wird. Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider präsentierte die Zahlen, aber auch die Gründe dafür.
Diese seien vielfältig, betonte sie. Dennoch: Ein massgeblicher Faktor ist die sogenannte «Mengenausweitung». Die Versicherten gehen je länger je öfter zum Arzt oder ins Spital und sie beziehen je länger je mehr Medikamente. Heisst das also, die Bevölkerung ist an der Prämienerhöhung selbst schuld?
Bevölkerung kann nichts dafür
«Absolut nicht», wehrt Baume-Schneider im Nau.ch-Interview ab. Die Gründe seien sehr nuanciert: «Die Leute werden älter – und das ist gut –, dann gibt es Fortschritte in der Medizin, das ist auch etwas Positives.» Es sei ein ganzes Ökosystem an Ursachen.
Parteien, Ärzte, Kantone: Alle verschickten umgehend ihre Medienmitteilungen mit ihren Rezepten für die Dämpfung der Gesundheitskosten.
Um diese aber mehrheitsfähig zu machen, brauche es das «Kompromiss-Geheimnis der Schweiz», schmunzelt die Bundesrätin. «Das ist das Spannende in der Politik: Man muss immer die Kompromisse suchen und finden.»
Sonst komme man nicht weiter, denn jeder habe gute Ideen, was die anderen Beteiligten tun sollten. Sehr wichtig sei, miteinander zu sprechen und miteinander Kompromisse ausarbeitet.
Hoffnungen liegen auf Efas und Massnahmenpaket des Bundes
Es gebe indes mehrere Wege, die vielversprechend seien, macht Baume-Schneider der Bevölkerung Hoffnung. Einerseits die Tarifstruktur: Sie gehe davon aus, dass bis November ein Verhandlungsabschluss vorliege.
Dann habe die Bevölkerung «die Möglichkeit», Ende November Ja zu sagen zur einheitlichen Finanzierung (Efas). Diese soll Einsparungen im ambulanten Bereich bringen: «Das ist etwas sehr Wichtiges für die Prämien.» Dagegen haben die Gewerkschaften allerdings das Referendum ergriffen, weshalb das Stimmvolk nun am 24. November darüber abstimmt.
Doch auch das Parlament sei in der Verantwortung: Mit dem zweiten Kostendämpfungspaket. Dieses hat der Bundesrat vor zwei Jahren ins Parlament geschickt und soll unter anderem zu Preisabschlägen bei umsatzstarken Medikamenten führen. Es wurde allerdings gerade auf eine Zusatzschlaufe im parlamentarischen Prozess geschickt und auf die Wintersession verschoben.