Schweizer Stromkonzerne pushen Erneuerbare – bis zu 800 Windräder

Mit Atomenergie alleine lasse sich das Netto-Null-Ziel bis 2050 nicht erreichen, sagt der Axpo-Chef. Die BKW kauft derweil riesige Windparks in Italien.

Eine Kuh frisst Grad auf einer Wiese vor drei Windrädern, am 25 Juni 2023 auf dem Mont Crosin im Berner Jura. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Stromkonzerne setzen primär auf Solar- und Windenergie-Zubau.
  • AKWs seien in den nächsten 20 Jahren kein Thema, sagt der CEO der Axpo.
  • Für Netto Null sei aber ein massiver Ausbau bei Windrädern und alpiner Photovoltaik nötig.

Christoph Brand, CEO des Stromkonzerns Axpo, bremst die neu aufgeflammte AKW-Diskussion. In den nächsten 20 Jahren gehe eh kein neues AKW ans Netz, stellt er gegenüber «CH media» klar. Damit widerspricht er zumindest teilweise Parlamentariern aus FDP und SVP, die die Klimaziele mit Atomstrom erreichen wollen. Denn, so Brand: «Kernkraft alleine löst das Energieproblem der Schweiz bis 2050 nicht»

Atomkraftwerke: Teuer und langsam

Zwar zeigt sich Brand, wie die Atomlobbyisten, offen gegenüber neuen Technologien. Nur gebe es diese noch nicht und die Investoren dafür noch weniger. Bewilligungs- und Bauverfahren liessen neue AKWs in nützlicher Frist auch nicht zu. Während Anlagen für erneuerbare Energien immer billiger werden, ist dies bei Atomkraftwerken kaum der Fall.

Christoph Brand, CEO der Axpo Holding AG, portraitiert am 4. November 2022, am Hauptsitz des Energiekonzerns in Baden. - keystone

Ein neues AKW in Europa zu bauen, das kostet Milliarden. Bis es am Netz ist, ist auch schon beinahe 2050. Brand setzt deswegen lieber auf alpine Solarkraftwerke und Windräder – aber dafür richtig.

800 Windräder, 100 Quadratkilometer Photovoltaik

Die Diskussion müsse nicht über AKWs, sondern Erneuerbare geführt werden: «Wie wir möglichst schnell 800 Windräder und 100 Quadratkilometer alpine Photovoltaikanlagen aufstellen», sagt Brand. Das sind Dimensionen, die die heutige Erfolgsmeldung des Verbands Swissolar verblassen lassen: 60 Prozent mehr Photovoltaik sei 2022 installiert worden – ein Rekord, aber trotzdem nur rund fünf Quadratkilometer.

Blick auf die Solaranlage auf dem Mont Soleil im Berner Jura, am 14. Juli 2023 via Webcam. - BKW / montsoleil.roundshot.com

Ähnlich wie bei der Axpo tönt es indes auch bei der BKW. Sie vermeldet heute, eines der grössten Windkraftprojekte Italiens gekauft zu haben. In Apulien kommen so 31 zu den bereits 500 bernisch-italienischen Windrädern hinzu.

«Solar-Express» und «Wind-Express»: Gut gemeint

Auch in Sachen Photovoltaik sei vieles im Tun, dank dem vom Parlament beschlossenen «Solar-Express», schreibt die BKW. Dutzende Gesuche für alpine Solaranlagen seien bereits aufgegleist. Gleichzeitig erhebt der Stromkonzern aber auch den Mahnfinger: Noch immer seien die Hürden höher als einem «Express» würdig wäre.

Photovoltaik: Jährlich neu Installierte Leistung in der Schweiz, nach Segmenten. - Swissolar

Auch hier gibt es Übereinstimmung mit der Axpo: So sei etwa der «Wind-Express» zwar gut gemeint,

aber zu wenig, sagt CEO Christoph Brand. Wenn Atomkraft wegfällt, Wind und Sonne nicht Top-Speed erreich, lande man so wieder dort, wo man nicht hinwollte: Bei Gaskraftwerken.