SECO sieht 2021 Tendenz zu Normalisierung und Aufholjagd
Das SECO zieht Bilanz über den Arbeitsmarkt 2020 und blickt voraus auf stabile Arbeitslosenzahlen und steigendes BIP.
Das Wichtigste in Kürze
- Das SECO zieht Jahresbilanz und schaut auf das Jahr 2021 voraus.
- Wirtschaftlich sehe es ziemlich rosig aus: Normalisierung und stabile Arbeitslosenquote.
- Wie 2020 soll die Kurzarbeit grossen Anteil an der Bewältigung der Krise haben.
Arbeitsmarkttechnisch hat die Schweiz 2020 glimpflich überstanden und so soll es auch weitergehen. In seiner Jahresbilanz zeigt das SECO auf, welche Faktoren ausschlaggebend waren und bleiben werden. Dem Bruttoinlandprodukt BIP prophezeit das Staatsekretariat für Wirtschaft gar ein Wachstum von 3,0 Prozent. Im Interview erläutert der Leiter der Sektion Arbeit, Boris Zürcher, die Hintergründe.
Ohne Kurzarbeit bis zu 16 Prozent Arbeitslose
Zwar stieg die Arbeitslosigkeit auf ein leicht höheres Niveau als in anderen Jahren, aber nicht auf für die Schweiz völlig unübliche Zahlen. Während das Bruttoinlandprodukt (BIP) abstürzte, blieb die sonst praktisch parallel verlaufende Beschäftigungs-Kurve stabil. «Das war natürlich nur möglich, weil in historischem Ausmass Kurzarbeit eingesetzt worden ist», betont Zürcher.
Zwischenzeitlich waren 1,3 Millionen Angestellte auf Kurzarbeit. Nicht alle wären ohne Kurzarbeit entlassen worden – schliesslich gibt es Gesetze und Arbeitsverträge. Trotzdem geht Zürcher von bis zu 400'000 Personen aus, und: «Wir hätten natürlich auch massiv mehr Firmenkonkurse gehabt.»
Auch 2021 nicht mehr Ausgesteuerte
So soll es auch dieses Jahr weitergehen. Natürlich werde es auch in Zukunft Unternehmen geben, die in Schwierigkeiten gerieten und personelle Konsequenzen ziehen müssten, sagt Zürcher. «Das schliesse ich nicht auch, aber ich gehe gleichzeitig auch davon aus, dass die Kurzarbeit wirksam bleibt.»
Das einige Probleme die Schweiz mittelfristig doch noch einholen könnten, verneint Zürcher. Zwar ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen 2020 angestiegen, weil auch die Rahmenfristen verlängert wurden. Damit wollte man im angespannten Arbeitsmarkt Aussteuerungen möglichst verhindern. Obwohl auch diese Fristen irgendwann enden: «Ich gehe nicht davon aus, dass wir mit einer Zunahme von Aussteuerungen rechnen müssen», sagt Zürcher.
Rasche Normalisierung und Wirtschaftswachstum
Während es 2021 gesamtwirtschaftlich ebenaus oder sogar bergauf gehen soll, geht das SECO auch von einem Strukturwandel aus. Dieser sei realistischerweise zu erwarten, sagt Boris Zürcher. «Es gibt Spekulationen, dass weniger im Restaurant gegessen wird, weil die mehr im Homeoffice bleiben werden, auch nach der Krise.» Andere Sektoren könnten dagegen profitieren, zum Beispiel Logistikdienstleistungen.
Zahlenmässig geht das SECO in den nächsten zwei Jahren von fast schon «normalen» Entwicklungen aus. Das BIP soll jährlich um die drei Prozent wachsen, der Beschäftigungsgrad nach und nach anziehen und die Arbeitslosigkeit ungefähr stabil bleiben. Brechen bereits rosige Zeiten an?
«Das sind natürlich Nachholeffekte», betont Zürcher. Das Pendel beginnt, zurückzuschwingen zur Normalität, aber: «Das heisst noch nicht, dass es wirklich Wachstum ist.» Auch 2022 werde man noch nicht das Niveau von vor der Krise erreicht haben. Wenn dereinst die Pandemie vorbei sei, werde es aber schnell gehen: «Abbau der Kurzarbeit, die Arbeitslosigkeit dürfte leicht zurückgehen und selbstverständlich sollten die Einkommen wieder steigen.»