Viola Amherd: Ist die Einladung für Odermatt & Co noch zeitgemäss?
Grosse Ehrung für unsere Olympiahelden gestern im Bundeshaus. Dumm nur, dass fast keiner kommt. Das hat seine guten Gründe. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Bundesräte Amherd und Cassis laden Olympiahelden aus Peking ins Bundeshaus ein.
- Von den Olympiasiegern kommt nur Skicrosser Ryan Regez.
- Diese Einladung ist antiquiert, findet Nau.ch-Chefredaktor Micha Zbinden.
Da wartet Bundespräsident Ignazio Cassis mit Sportministerin Viola Amherd im Bundeshaus auf die Schweizer Olympiahelden von Peking – aber sie kommen nicht!
Was ist passiert? Nach den erfolgreichsten Olympischen Spielen aller Zeiten (siebenmal Gold, zweimal Silber, fünfmal Bronze in Peking) werden Marco Odermatt, Lara Gut-Behrami & Co am Montag zu einer Ehrung ins Bundeshaus eingeladen.
Als einziger Goldmedaillengewinner nimmt sich Skicrosser Ryan Regez die Zeit. Kein Wunder: Seine Anreise aus dem Berner Oberland ist kurz – und im grossen Bundeshaus war er wohl noch nie.
Für die anderen Sportstars hat das Bundeshaus scheinbar gewaltig an Attraktivität verloren. Eine Ehrung vor der eigenen Haustüre, Materialtests und Sponsorentermine sind wichtiger. Zudem ist die lange Winter-Saison endlich vorbei, verdiente Malediven-Ferien sind angesagt.
Cassis und Amherd müssen einsehen, dass ihre Einladung ins Bundeshaus zwar gut gemeint, aber antiquiert ist. Die Quittung haben sie gestern erhalten. Der Bundesrat muss über die Bücher.
Umfrage
Der Bundesrat ruft, die Sportler kommen nicht zur Ehrung ins Bundeshaus. Wer ist schuld?
Dass die Einladung für die Olympiahelden freiwillig gewesen ist, macht es leider auch nicht besser. Oder will man künftig die Sportler ins Bundeshaus zwingen? Nein.
Handkehrum muss man sich fragen, weshalb eine Ehrung im Bundeshaus bei den Sport-Stars an Priorität verloren hat. Genug Zeit scheint durchaus vorhanden zu sein: Skistar Corinne Suter lässt sich noch am Wochenende im Urner Rathaus ehren – und Marco Odermatt tanzt an einer 80er-Skiparty ...
Sportministerin Amherd selbst wird wohl etwas irritiert den Kopf schütteln. Denn: Manch erfolgreiche Sportlerkarriere in der Schweiz ist mit Unterstützung von Bundesgeldern entstanden. Übrigens auch diejenigen von Odermatt und Suter.