Wahlkampf: Grüne bekamen Sitze halb gratis, FDP zahlt am meisten
Der Wahlkampf verschlang erneut Millionen von Franken. Doch die Investitionen waren unterschiedlich profitabel für die Parteien, wie der Vergleich zeigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Wahlwerbung kostet eine Stange Geld, so auch bei den Wahlen 2019.
- Der Wahlkampf lohnte sich für die Parteien unterschiedlich gut.
- Die Grünen zahlten über 3,7-mal weniger pro ergattertem Nationalratssitz als die FDP.
Parteien stecken viel Geld in den Wahlkampf. Auch 2019. Wie viel, bleibt im Dunkeln. Denn: Wer wie viel Geld aufwendet, lässt sich nur aufgrund der selbstdeklarierten Angaben der Parteien eruieren. Und weil nicht alle Parteien Lust dazu haben, bleibt vieles Spekulation.
Eine Erhebung von Nau.ch bei den nationalen Büros der Parteien ergab folgendes Bild: Die SP Schweiz budgetierte 1,5 Millionen Franken für den Wahlkampf. Die FDP 3,5 Millionen, die Grünen 180'000 Franken. Die CVP zwei Millionen, die GLP 160'000, die EVP 120'000, die BDP 500'000 Franken. Die SVP wollte wie immer keine Angaben machen.
Wahlkampf: Budgets sind intransparent
Später trug der SRF die Budgets der einzelnen Kantonalparteien zusammen. Jedenfalls jener Sektionen, die antworteten. Demnach gaben 12 SVP-Kantonalparteien 1,284 Millionen Franken aus. Hochgerechnet auf alle 26 Kantone ergibt dies 2,782 Millionen Franken, durchschnittlich knapp 50'000 Franken pro Kanton.
Die SP gibt pro Kanton im Schnitt 190'000 Franken aus, im Total also 5,84 Millionen. Die FDP dürfte in allen Kantonen zusammen 5,71 Millionen ausgeben. Die Kantonalparteien der Grünen 2,23 Millionen. Die CVP 3,27 Millionen, die GLP 1,87 Millionen Franken. Bei der EVP sind es 667'000, bei der BDP 135'000 Franken.
Bei der EVP ist im Budget der Kantone auch der Beitrag der Kandidaten bereits eingerechnet. In anderen Parteien investieren Kandidierende jeweils eigenes Geld in den Wahlkampf. In Einzelfällen kann dies mehrere 100'000 Franken betragen.
SVP und FDP geben am meisten Geld aus
Nimmt man die Budgets der nationalen mit jenen der kantonalen Parteien zusammen, ergibt sich folgendes Bild. Die SVP ist intransparent, weshalb auf eine Schätzung zurückgegriffen werden muss. Die Kommunikationsforscher von «Media Focus» hatten errechnet, dass die SVP im Wahlkampf 2015 über 10,5 Millionen Franken ausgab.
An zweitmeisten Budget hatte gemäss Rechnung die FDP mit 9,214 Millionen Franken. Es folgt die SP mit 7,344 Millionen. Danach die CVP mit 5,271 Millionen, die GLP mit 2,474 Millionen, die Grünen mit 2,414 Millionen Franken. Dahinter folgt die EVP mit 787'000 und die BDP mit 635'000 Franken.
FDP zahlt am meisten pro Sitz
Umgewälzt auf gewonnene Sitze jedoch zeigt sich, wer mit dem Geld am meisten erreicht hat. Die FDP investierte pro ergattertem Sitz am meisten Geld aus nationaler und kantonalen Parteikassen. Nämlich 317'000 Franken.
Dahinter liegt die EVP mit 262'000 Franken pro Sitz. Es folgt die BDP mit 212'000 und die CVP mit 210'000 Franken. Günstiger kommt die SVP zu ihren Sitzen: Jeder «kostete» 189'000 Franken. Bei der SP sind es 188'000 Franken.
Die Wahlsieger kamen am günstigsten zu ihren Mandaten. Die Grünliberalen investierten 155'000 Franken pro Sitz. Und nochmals einiges weniger wendeten die Grünen auf: Für 86'000 Franken kamen sie zu ihren Sitzen.
Die Zahlen sind, wie einleitend erwähnt, mit Vorsicht zu geniessen. In der Tendenz dürften sie allerdings stimmen. Die FDP gab also über dreieinhalbmal so viel Geld aus, um zu einem Nationalratssitz zu kommen, als die Grünen.